Ensemble von Grabmälern in Gruppe 31

AL26

Ensemble von Grabmälern in Gruppe 31 (Brno, Zentralfriedhof, Gruppe 31). Beipiel für typische Gräber der Steinmetzfirma A Loos‘ Witwe und ehemaliges Familiengrab von Marie Loos.


Die Produktion der Firma Loos war quantitativ sehr umfangreich. Hauptgebiet ihrer Tätigkeit waren Steinmetz- und Bildhauerarbeiten an architektonischen Realisationen und die Herstellung von Grabmälern einschließlich Zubehör (Lampen, Kandelaber, Zaungitter u.ä.). Typisierte Grabmäler wurden oftmals reproduziert, beliebte Muster findet man auf zahlreichen Friedhöfen in Mähren, aber auch in Böhmen. Zur gängigen Firmenproduktion zählte auch die Herstellung von kleinen Sakralwerken in der Landschaft, besonders Steinkreuze, am häufigsten in neogotischen Formen aus Nedwieditzer Marmor gehauen. Wir kennen auch von der Firma Loos realisierte Denkmäler für die Opfer des Ersten Weltkriegs bzw. auch viele steinbildhauerisch bearbeitete Gedenktafeln. In geringerem Maße widmete sich die Firma auch figuralen sakralen Werken, die Bestandteile des Mobiliars von Kirchen und Kapellen bilden.
In Gräbergruppe 31 finden wir mehrere Grabmäler von der Firma Loos, von denen drei offenbar zu den häufigsten Typen zählen, deren zahlreichen Varianten man wiederholt begegnen kann:


Grabmal der Familie Novotný (Brno, Zentralfriedhof, Gruppe 31, Grab 71‒72), nach 1900, weißer Nedwieditzer Marmor, signiert: A. Loos.
Das erste von ihnen stellt das Grab der Familie Novotný dar. Es ist ein symmetrisch komponiertes, dreiteiliges Grabmal aus weißem Marmor, wobei das zentrale Kreuz an den Seiten von kleinen, mit neogotischer Arkade verzierten Mauern ergänzt wird, die von räumlich abgestuften Pylonen abgeschlossen werden. Der Sockel wird auf der Vorderseite von einer plastischen, ein trapezartiges Muster bildenden Rippung verziert. Fast identische Grabmäler findet man auf vielen Friedhöfen in Mähren, sie sind fast immer mit dem Firmenzeichen signiert.


Grabmal der Familie Zezula, (Brno, Zentralfriedhof, Gruppe 31, Grab Nr. 69‒70), nach 1900, Sandstein, Nedwieditzer Marmor, signiert: A. Loos.
Das Grab der Familie Zezulovy ist Beispiel einer weiterem am häufigsten verwendeten Lösung für von der Firma Loos gelieferte Grabmäler: Es hat das Aussehen eines Sockels in Form einer aus Sandstein gehauenen stilisierten Felsklippe, in den auf der Vorderseite eine dünne Inschrifttafel leicht schräg eingelassen ist. Aus dem Sockel wächst ein einfaches lateinisches Krus aus einem schwarzen, grauen bzw. weißlichen Stein mit glatter oder polierter Oberfläche hervor (in diesem Fall aus Nedwieditzer Marmor). Die Signatur der Firma ist dann in der Regel an der Seite des Kreuzsockels eingemeißelt. Das naturalistische Konzept der den Eindruck eines tatsächlichen Natursteins erweckenden Felsklippe ist offenbar ein symbolischer Verweis auf Golgotha. Dieser Grabmaltyp wurde ebenfalls regelmäßig in den Illustrationen der Inserate der Firma Loos in der zeitgenössischen Presse präsentiert.


Grabmal der Familie Horníček, (Brno, Zentralfriedhof, Gruppe 31, Grab Nr. 3), nach 1900, Nedwieditzer Marmor, Brno, signiert: A. Loos.
Das Grab der Familie Horníček, in Form eines Kreuzes aus Nedwieditzer Marmor mit spitzem Abschluss der Balken und stilisiertem neogotischen Dekor, stellt einen weiteren Typ dar, der für Grabmäler der Firma Loos charakteristisch ist. Das romantische neogotische Dekor konveniert mit der Verwendung des Nedwieditzer Marmors als Material, das es erlaubt, feine spitze Formen zu hauen.
In der Gräbergruppe 31 kann man auch das ehemalige Familiengrab von Marie Loos (Brno, Zentralfriedhof, Gruppe 31, Grab Nr. 93‒95) finden, die es im Zusammenhang mit dem Tod der jüngsten Tochter Hermine († 1. 10. 1904) anlegen ließ. Am 3. 10. 1904 wurde Hermine Loos zusammen mit den vom aufgelösten Städtischen Friedhof in der Kounicova-Straße überführten Gebeinen ihres Vaters Adolf Loos sen. († 1879) im Familiengrab beigesetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde offenbar auch das Grabmal der Familie Loos vom Städtischen Friedhof auf den Zentralfriedhof versetzt oder gegebenenfalls ein neues angefertigt. Drei Jahre später wurde Marie-Irma Pirschl († 23. 7. 1907), die zweite Tochter von Marie Loos am 25. 7. 1907 im Familiengrab beigesetzt. Später wurde dort auch Marie Loos selbst am 6. 10. 1921 beigesetzt, die am 2. 10. 1921 in Vranov nad Dyjí im Alter von 88 Jahren gestorben war. Es handelt sich also um die letzte Ruhestätte beider Elternteile und der Schwestern des Architekten Adolf Loos (gegenwärtig befindet sich dort das Grab der Familie Šikulovy). Es ist nicht ausgeschlossen, dass der mittlere Teil des derzeitigen Grabmals noch aus der Werkstatt Loos stammt, und zwar einschließlich des dekorativen Grabzaungitters.

PC

Name
Ensemble von Grabmälern in Gruppe 31

Datierung


Route
Auf den Spuren von Adolf Loos

Kode
AL26

Typ
Sakralbau, Friedhofsgebäude

Adresse
, Brno, !nezařazeno

GPS
49.1707347N, 16.5940617E