Die Villa für Eduard Münz, den Direktor der Tschechischen Union Bank, ist das erste von den Häusern am Schreibfelder Hang, die Ernst Wiesner für vermögende jüdische Bauherren entworfen hat. Schon hier verwendete Wiesner die für ihn typische Einteilung in zwei Gebäudeflügel mit unterschiedlichem Funktionsinhalt. Das Haus wurde auf einem L-Grundriss in einem südlich abhängigen Garten erbaut. Den nördlichen Eingangsvorhof legen die Betriebsräume und der Bedienstetenflügel fest. Die Wohnräume sind zum Garten hin orientiert. Funktionsgemäß sind auch die einzelnen Stockwerke aufgeteilt: im Souterrain befanden sich die Räume für das Personal, im Erdgeschoss und im ersten Stock die Räume für die Familie. Der zweite Stock wurde für die Gästezimmer und eine geräumige Terrasse vorbehalten. Das Volumen des Hauses ist auf ein Ensemble von drei einfachen Quadern reduziert, die die Topographie des Hanges kopieren. Ihre Horizontalität wurde ursprünglich durch ausdrucksvolle Linien von durchgehenden Schornsteinen gestört. Über die Gestaltung des Interieurs im Urzustand wurden keine Informationen überliefert. Das einzige erhaltene Element ist die Stuckdekoration im Musiksalon im ersten Stock in Form von dekorativen Gesimsen und Spiegeln. Ein Teil der Ausstattung wurde bei der unsensiblen Rekonstruktion zerstört, die in den 80er Jahren die Generaldirektion der Landwirtschaftsbauten durchführte, die die Villa zu dieser Zeit nutzte. Die Villa gehörte ursprünglich der Tschechischen Union Bank in Prag, der das Ehepaar Münz das Haus abkaufte. Eduard Münz starb jedoch im Jahre 1940 und seine Ehefrau wurde während des Krieges nach Terezín und Auschwitz deportiert. Im Jahre 1941 übernahm die Villa der Auswanderungsfond für Böhmen und Mähren und nach dem Krieg wurde sie nationalisiert. Die Söhne Heinz und Peter Münz, die in der tschechoslowakischen Auslandsarmee gedient hatten, kehrten nach dem Krieg in die Tschechoslowakei zurück und das Haus wurde ihnen für eine kurze Zeit zurückgegeben. Im Jahre 1951 war die Hälfte des Hauses in Besitz des Finanzministeriums, danach im Besitz der Hausverwaltung des Städtischen Nationalausschusses in Brünn. Heute wurde eine Developergesellschaft zum Mehrheitseigner der Villa.
Villa Münz
Name
Villa Münz
Datierung
1924 – 1926
Architekt
Ernst Wiesner
Route
Masaryk-Viertel 1918–1945
Kode
C044
Typ
Einfamilienhaus, Villa
Adresse
Hroznová 86/19,
(Pisárky), Brno, Střed
Öffentlicher Verkehr
Marie Pujmanové (TROL 38)
Pisárky (TRAM 1)
Pisárky (BUS 52, 68; TROL 25, 26, 37)
GPS
49°11'46.947"N, 16°34'15.694"E
Literatur
Petr Pelčák,
Ivan Wahla (eds.),
Ernst Wiesner 1890–1971,
Brno 2005, Lenka Kudělková - Architekt E. Wiesner
Jan Sedlák (ed.),
Slavné brněnské vily,
Praha 2006