Für die Baugenossenschaft „Freundschaft“ entwarf Wiesner in der Rybářská-Straße ein Pawlatschenhaus mit kleinen Wohnungen. Es handelt sich um seinen einzigen Beitrag zur Thematik „Minimal-Wohnungen“ und sozialem Wohnen überhaupt. Mit einem derartigen Projekt mit ähnlich begrenztem Budget und genauen Vorgaben beschäftigte er sich lediglich bei seinem Entwurf für die Kolonie „Nový dům“ („Neues Haus“), bei dem es um individuelles Wohnen in kleinen Einfamilienhäusern ging.
Das Eckgebäude in der Rybářská-Straße, das an die Tradition der Brünner Pawlatschenhäuser anknüpft, wurde mit der für Wiesner typischen Kombination von Zweckmäßigkeit, Rationalismus und Eleganz entworfen. An der Pawlatschenseite (Balkonseite) befanden sich lediglich die Wohnungseingänge und die Fenster der Badezimmer, mit denen alle Wohneinheiten ausgestattet waren; dabei handelte es sich um Zweizimmerwohnungen, die aus Spargründen heute übliche Wohnküchen enthielten. Am interessantesten ist die Gestaltung der Pawlatschen (Balkone) selbst. Ihre elegant gebogenen Horizontalen werden in der Ecke des Hauses vom massiven Zylinder des eindrucksvollen Wendeltreppenhauses durchschnitten. Bemerkenswert ist, dass dieses siebenstöckige Wohnhaus aus Gründen maximaler Sparsamkeit ursprünglich nicht mit einem Aufzug ausgestattet war, der zu dieser Zeit bereits selbstverständlicher Bestandteil der neu entstehenden Mietshäuser war.