Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts und auch in der Zwischenkriegszeit war es Brauch, dass Vereine und Stiftungen für die Finanzierung des Baus von Studentenheimen sorgten, da der Staat nicht über die ausreichenden Mittel verfügte. Im Jahre 1908 schenkte Graf Václav Kounic (Wenzel Robert von Kaunitz) den Studenten der Tschechischen technischen Hochschule seinen Palast am Žerotínovo náměstí (Žerotínplatz) und initiierte die Gründung eines Vereins, der das Gebäude nutzen sollte, um die finanziellen Mittel für den Bau eines Studentenheims aufzubringen. Dessen Grundstein wurde im Jahre 1922 auf einem Grundstück im Brünner Stadtteil Žabovřesky (Sebrowitz) gelegt und der Bau wurde nach einem Entwurf von Karel Hugo Kepka, einem Professor der Tschechischen technischen Hochschule realisiert. Dieser plante das Haus nach Kaunitzs Vorgaben als multifunktionalen Bau mit Mensa, Turnhalle, Vorlesungssaal und Bibliothek. Das Gebäude hätte nach der Entstehung eines schon damals geplanten Campus leicht in ein Mietshaus umgebaut werden können.
Der Bau schließt mit seiner geschlossenen Konzeption und Monumentalität an die Tradition barocker Klosterbauten an, was u.a. durch das hohe Walmdach und das Bossenwerk zur Geltung kommt. Die Fassade ist im oberen Bereich mit Sgraffiti von Ladislav Novák geschmückt. Der zentrale Haupteingang, der durch einen antikisierten Portikus gebildet wird, und die anschließende Eingangshalle teilen das Gebäude mit U-förmigem Grundriss in zwei identische Teile. Im Hof, der von den Wohntrakten umgeben ist, befindet sich die über den Eingangsbereich zugängliche Turnhalle. Der asketische Eindruck wird durch die schmalen Fenster und den spärlich beleuchteten Hof verstärkt, an dessen Seite auch die Studentenzimmer liegen.
Am 17. November 1939 wurde das Kaunitzheim von der Gestapo besetzt, und unter dem Vorwand illegaler Widerstandstätigkeit wurden 173 der hier lebenden Studenten ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Während des Krieges diente das Heim als Gefängnis; hier wurden zehntausende tschechische Widerstandskämpfer gefangen gehalten, viele davon direkt auf dem Hof hingerichtet oder in grausamen Verhören gefoltert. Nach Kriegsende spielte sich hier eine Reihe tragischer Ereignisse in Zusammenhang mit der gewaltsamen Vertreibung der Brünner Deutschen ab. An die Ereignisse während des zweiten Weltkriegs erinnert heute ein Denkmal am ehemaligen Hinrichtungsplatz mit der Plastik „Vlastenec“ („Patriot“) von Jiří Marek sowie ein Travertin-Pylon mit dem Titel „Sieg über den Faschismus“ und eine Skulptur mit dem Titel „In ein neues Leben“ im Garten des Studentenheims. Dieser piätvolle Ort ist immer wieder Schauplatz von Gedenkveranstaltungen von Veteranen und Hinterbliebenen der hier ermordeten Widerstandskämpfer. Heute dient das Gebäude wieder als Studentenheim der Veterinärmedizinischen und pharmazeutischen Universität Brünn.