Anfang der 30er Jahre entwarf der Architekt Josef Kranz eine Villa für den Radio-Reformatoren und Direktor der Brünner Radiostation „Radiojournal“ Antonín Slavík. Dieser Militärtelegrafist, vielgereiste Polyglott und Kunsthistoriker leitete in den Jahren 1925–42 die Zweigstelle des Tschechischen Radios. In seiner Zeit arbeitete eine Reihe interessanter Persönlichkeiten beim Radio und das Programm wurde u.a. durch Sendungen über Minderheiten oder Übertragungen von Theatervorstellungen erheblich bereichert.
Beim Entwurf der Slavík-Villa musste sich Josef Kranz mit einem nicht gerade idealen Grundstück an der Kreuzung der Straßen Tůmova und Lužická abfinden, dessen abschüssiges Gelände schließlich den mehrteiligen Charakter des dreigeschossigen Hauses vorbestimmte. Der Eindruck einer organischen Einbettung des Gebäudes in den Hang wird durch die Gestaltung des Gartens mit einem kleinen Felsen und üppigem Grün verstärkt, das auch auf dem Dach des Erkers an der seitlichen Fassade zu finden ist. Die Konstruktion des Hauses wird durch ein Stahlbeton-Skelett gebildet, dessen Säulen an der Straßenfassade sichtbar sind. Hier befinden sich auch die getrennten Eingänge in den Wohnraum und die Hausmeisterwohnung im Souterrain. Das erhöhte Erdgeschoss mit der Wohnung des Besitzers ist mit einem Wohnzimmer, einer Küche, einem Kinderzimmer und einem Schlafzimmer an der Straßenseite ausgestattet. Darüber befindet sich eine großflächige Terrasse, die zu einer weiteren voll eingerichteten Wohneinheit mit einem Arbeitszimmer des Besitzers im ersten Stock gehört. Josef Kranz benutzte hier anstelle von Füllmauerwerk Heraklithplatten, deren Vorteil im niedrigen Preis, der Möglichkeit eines schnellen Baus auch in den Wintermonaten und gute wärmedämmende Eigenschaften bestand.
Antonín Slavík konnte das Wohnen in seiner Villa nur einige Jahre genießen. In der Zeit der nazistischen Besatzung schloss er sich der Widerstandstätigkeit der Organisation „Obrana národu“ („Nationale Verteidigung“) an, die vor allem aus Angehörigen des ehemaligen tschechoslowakischen Heeres bestand und deren Existenz bereits im Jahre 1939 von der Gestapo aufgedeckt wurde. Slavík wurde festgenommen und zuerst in der Burg Spielberg und später in Berlin gefangen gehalten, wo er 1942 im Gefängnis Plötzensee hingerichtet wurde.
Die Brünner Villa ist immer noch in Besitz der Familie Slavík und abgesehen von einer angebauten Garage an der Straßenfassade ist sie in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.