Der südöstlich vom historischen Kern Brünns gelegene Augarten wurde im Jahr 1786 nach den josephinischen Reformen an der Stelle eines ehemaligen Wirtschaftshofs mit Gärten der Jesuiten als einer der ältesten öffentlichen Stadtparks Mitteleuropas angelegt. Außer seinem Erholungscharakter begann das waldbedeckte Naturareal mit der im Jahre 1855 erfolgten Errichtung des gastronomischen Neorenaissancepavillions auch als natürliches Zentrum des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens sowie für Freizeitaktivitäten des gesamten daran angrenzenden Gebietes genutzt zu werden. Der als Casino bezeichnete, mit einem von Karyatiden getragenen Portikus verzierte und mit zentralem, für Tanzbälle, Vorträge bzw. Konzertauftritte ausgestattete Pavillon wurde von dem Architekten Ludwig Förster entworfen, der mit dem Bau des Palais Klein bzw. später mit der Wiener und auch der Brünner Ringstraße in Verbindung gebracht wird.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sollte mit der veränderten politischen Ordnung des Landes die Kultur- und Bildungstellung des Geländes noch gestärkt werden, indem im Gebäude des ehemaligen Casinos ein Haus der Pioniere und Jugend als erste Einrichtung solcher Art in der Republik eingerichtet wurde. Die Sanierungsarbeiten des ursprünglichen Pavillons für eine andere funktionelle Nutzung und sein moderner Anbau, der weitere, für Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen bestimmte Räumlichkeiten enthalten sollte, angefangen von den standardmäßigen Kunst- bzw. Sportkreisen bis hin zu Gießerei- oder Webkursen, wurden im Jahr 1949 abgeschlossen, als auch der Unterrichtsbetrieb aufgenommen wurde. Der Entwurf des Hauses der Pioniere und der Jugend wurde von Vilém Kuba ausgearbeitet, der in der Zwischenkriegszeit gemeinsam mit seinem Bruder Alois Kuba und dessen Kollege Václav Dvořák zu den aktivsten Gestaltern des Brünner Wohnungsbau gehörten. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sich der politisch links orientierte Vilém Kuba im Unterschied zu den Vorgenannten in der Neuorganisation des verstaatlichten Bauwesens zu engagieren und war ab 1948 im Brünner Bauplanungsinstitut Stavoprojekt als Direktor tätig. Nach einer Serie von Kindergärten und Grundschulen übernahm er auch die Arbeit an einer damals typologischen Neuheit in der Architektur, d.h. an einem Objekt, das für eine aktive Freizeitgestaltung von Kindern vorgesehen war. Den dreischiffigen historischen Pavillon hat er mit einem flachen Verbindungstrakt mit dem zweistöckigen, mit traditionellem Satteldach ausgestatteten Objekt verbunden. Zwischen den nun einen U-förmigen Grundriss bildenden Hausflügeln entstand ein Außenhof. Zugang zu dieser Erhohlungsecke hat man einerseits über eine kurze, an den zweistöckigen Teil des Hauses anschließende Außentreppe, hauptsächlich aber direkt vom Verbindungstrakt aus durch verglaste Eingänge mit französischen Fenstern. Materialmäßig kombiniert der Bau die Wirkung von verputzten, cremefarbigen Fassaden mit dem Bruchsteinmauerwerk des Erdgeschosssockels des zweistöckigen Flügels und der durchgehenden Mauer, die den Hof zusammen mit den freigelegten Backsteinfüllungen der Zwischenfensterpartien in beiden Flügeln des damaligen Hauses der Pioniere abschließt.
Der frühere Restaurantpavillon und sein nördlicher Nachkriegsanbau werden bereits siebzig Jahre lang auf ähnliche Weise zu außerschulischen Aktivitäten von Kindern genutzt. Das heutige Freizeitzentrum Lužánky bietet regelmäßig eine breite Skala an Freizeitkreisen und Veranstaltungen an. Neueren baulichen Eingriffen konnte es sich nicht erwehren, die Fenster und die verglasten Eingänge zum Hof sind bereits nicht mehr authentisch.
KE
Name
Sanierung und Umbau des Restaurantpavillons im Augarten (Lužánky) – Haus der Pioniere und Jugend (Heute Freizeitzentrum Lužánky)
Datierung
1949
Architekt
Vilém Kuba
Kode
D053
Typ
Renovierung, Adaptierung
Adresse
Lidická 1880/50,
(Černá Pole), Brno, Střed
Öffentlicher Verkehr
Pionýrská (TRAM 1, 6; TROL 25, 26)
GPS
49°12'23.5"N 16°36'24.1"E