Schnellbau Olomoucká

Die Verteilung des Wohnungsbaus in Brünn wurde ab Ende der fünfziger Jahre durch den neuen Richtlinienplan bestimmt, den das Kreisplanungsinstitut für den Aufbau von Städten und Dörfern in den Jahren 1956–1957 unter der Leitung des Architekten František Kočí erstellt hatte, dessen Konzept im Jahr 1952 im nationalen Betrieb Stavoprojekt von einem Kollektiv des Architekten Bohumil Tureček ausgearbeitet worden war. Die Verwendung der ersten Betonkonstruktionssysteme im Wohnungsbau fallen in die Mitte der fünfziger Jahre, als überwiegend Solitärbauten oder kleinere Wohnkomplexe entstanden. In der Zeit, als in Brünn – wenn auch in weit geringerem Maße als in den neuen Industriezentren des „sozialistischen Aufbaus“ – noch Superblöcke im „überwundenen“ historisierenden Konzept des sozialistischen Realismus gebaut wurden, begann man bereits in Abhängigkeit von der politischen Revision Bauten auszuführen, die einen anders gearteten technologischen Charakter und architektonischen Ausdruck hatten. Diese Zwischenperiode eines charakteristischen übereilten Strebens nach Fertigteilen und Typisierung ging den ersten, in größerem Umfang errichteten Plattenbauten, zu denen es in der Brünner Umgebung nach dem Jahr 1959 in der Siedlung Juliánov kam, voraus.
Ein signifikantes Beispiel für einen „Schnellbau“, dessen architektonischer Ausdruck so war, „als ob er überhaupt nicht existierte“, da er völlig dem zugrundegelegten Konstruktionssystem und den Thesen der Industrialisierung des Bauwesens untergeordnet wurde, ist der sog. „Block E“, der in den Jahren 1959–1961 in der Siedlung Olomucká gemäß dem Richtlinienplan von František Kočí und Zdeněk Kubíček auf einer sichtmäßig exponierten Freifläche am Stadtausgang in Brno-Černovice errichtet worden war. Die Realisierung des Bauvorhabens, an dem gerade auch der Architekt Kubíček beteiligt war, ist ein typisches Beispiel für das aktivistische Bestreben, Rekorde zu überbieten. An der Brünner Ausfallstraße Olomoucká wurde nach dem sowjetischen Vorbild der Fließfertigung unter dem Motto „37 Wohneinheiten in 36 Tagen“ ein Schnellbau vom Typ G57 errichtet, der als drei zurückspringende Blöcke konzipiert worden war, die zu einem länglichen Objekt mit durch Loggien gegliederten Fassaden zusammengeschlossen wurden. Das Grundstück wurde am 23. Juli 1959 ausgewählt, und am 27. desselben Monats wurde mit dem Bau begonnen. Zur Nutzung übergeben wurde er am 5. September 1959 unter Teilnahme des Ministers für Bauwesen Oldřich Beran. 

Ähnlich wie im Fall des Wohnhauses in der Fišová-Straße hat man auch dem Bau an der Straße Olomoucká in der Fachpresse und auch in der Betriebszeitschrift der Hochbaugesellschaft Pozemní stavby eine große Aufmerksamkeit gewidmet, da es sich um eine mit deutlicher politischer Unterstützung geplante Propagandaaktion handelte. Thematisiert wurde vor allem die maximale Materialersparnis und die effiziente Aufteilung der Arbeitskräfte bei einer Fließfertigung, wobei die architektonisch dürftige Lösung bezeichnenderweise ohne Resonanz blieb. 

Name
Schnellbau Olomoucká

Datierung
1959 – 1961

Architekt(inn)en
Zdeněk Kubíček, Jaroslav Prokop

Typ
Mietshaus

Adresse
Kneslova 85/4–20, Brno, !nezařazeno

GPS
49°11'13.6"N 16°38'38.4"E

Literatur
František Kalivoda (ed.), Budujeme Brno, město mezinárodních veletrhů, Praha 1958
Jan Havránek, Rychlostavba panelového domu v Brně, Pozemní stavby VIII, č. 1, 1960, s. 32–37
Kolektiv autorů, Rychlostavba na Olomoucké bude včas dokončena!, Pozemstav buduje VI, 1959, č. 14, 1. 9
Kolektiv autorů, Na Olomoucké ještě o den dříve! Rychlostavba dokončena již za 35 dnů. Slavnostní odevzdání 35 bytových jednotek za účasti ministra stavebnictví, Pozemstav buduje, 1959
Miroslav Divina, Podoby brněnských panelových sídlišť (diplomová práce), Brno 2010


Quellen
Bohumil Tureček – Vilém Zavřel – Maximilián Chlad – M. Melichar – K. Ševčíková, Směrný plán města Brna, Krajské středisko územního plánování při KNV v Brně, skupina Brno, červenec 1952, MZA, fond G 437.
František Kočí – Zdeněk Kubíček, Průvodní zpráva ke směrnému plánu města Brna, Státní projektový ústav pro výstavbu měst a vesnic, Brno, listopad 1956, Moravský zemský archiv (dále jen MZA), fond G 437 Výzkumný ústav výstavby a architektury, Brno [1930]–[1950], nepřístupný a nezpracovaný, časový rozsah v archivní pomůcce uveden mylně, fond obsahuje dokumenty z let 1950–1970 (dále jen G 437)
Za 35 dnů 37 bytů. Dokumentace o rychlostavbě 37 b. j. z celostěn. panelů G57 na sídlišti Olomoucká v Brně, 27. 7. – 5. 9. 1959, MZA, Fond K 171, karton 58, inv. č. 584