Jaroslav Valenta
Jaroslav Valenta ist 1887 im südmährischen Pístovice bei Vyškov in einer Lehrerfamilie geboren. Im Jahre 1905 legte er das Abitur an der Landesrealschule in Prostějov ab und in demselben Jahr begann er an der Tschechischen Technischen Hochschule in Prag die Fachrichtung Ingenieurbauwesen zu studieren. Dort erhielt er im Juni 1911 den Titel des Doktors der technischen Wissenschaften und gleich danach wurde er als Hilfszeichner im Mährischen Landesbauamt angestellt, wo er 1912 zum Hilfsingenieur wurde. In den Jahren 1913-1914 organisierte er in Brünn und Olmütz Kurse für Mitarbeiter von Baufirmen, die neue Technologien, vor allem Eisenbeton, verwendeten. Während des Ersten Weltkriegs war er als Ingenieur tätig, projektierte und führte Bauaufsicht durch. Aus jener Zeit stammen provisorische Brücken in Tula (1914) oder Projekte für die Armeekomandantur in Odessa aus den letzten Kriegsjahren. Im Jahre 1920 wurde er zum Professor der Technischen Hochschule Brünn und zum Landes-Bauoberkommissar ernannt. Dank seiner professionellen Tüchtigkeit wurde ihm 1923 der Titel des Landesbaukommissars für Mähren erteilt. Im Jahre 1927 habilitierte er sich an der Tschechischen Technischen Hochschule in Brünn in der Elastizitäts- und Festigkeitslehre, dort unterrichtete er auch Ingenieurbauwesen. Während seines Lebens publizierte er zahlreiche Studien und Artikel. Im Januar 1934 starb er frühzeitig an Nierenversagen im steierischen Schladming und wurde auf dem Brünner Zentralfriedhof bestattet, sein Grab in Form einer Miniatur des parabolischen Bogens des Pavillons A auf dem Brünner Messegelände, dessen Mitautor er war, ist unter Urnengräbern zu finden.
Während seiner jahrelangen Arbeit in der Bauabteilung des Mährischen Landesamtes entstanden viele Bauten, deren Projekte voll von technischen Neuigkeiten und mit gründlichen statischen Berechnungen begleitet waren. Darunter können Eisenbetonbrücken über die March in Uherský Ostroh und über Oslava in Velké Meziříčí oder die Stahlbrücke mit Nietkonstruktion über die March in Veselí nad Moravou genannt werden. Die Mehrheit Valentas Brücken wurden jedoch während des Krieges zerstört oder in den Nachkriegsjahren bei Herrichtungen von Straßen oder Regulierung der Flussbetten abgerissen.
Als Konstrukteur beteiligte sich Jaroslav Valenta an der Realisation zahlreicher bedeutender Bauten vornehmer Brünner Architekten. Erwähnenswert ist seine Zusammenarbeit mit Ernst Wiesner an dem Palast Morava in den Jahren 1926-1933 (BAM C113), wo er wegen der komplizierten geologischen Sohle Probleme mit Durchsickern des Grundwassers löste. Bedeutend war auch seine Zusammenarbeit mit Bohuslav Fuchs an dem Erholungsheim Morava in Tatranská Lomnica in den Jahren 1931-1933, wo er sich vor allem mit statischen Berechnungen befasste.
Die berühmteste Realisation Valentas ist jedoch der Industrie- und Gewerbepalast auf dem Brünner Messegelände (Pavillon A). Die ursprünglich halbkreisförmigen Tragbögen vom Architekten Josef Kalous wandelte Valenta aus statischen Gründen in parabolische um, wodurch der ganze Bau einen monumentalen Charakter erhielt und dank dem Tonnengewölbe auch an Luftigkeit und Helligkeit gewann. Die Möglichkeiten des Eisenbetons in der Architektur demonstrieren auch hohe schlanke Rippen, die die Kuppel der Rotunde tragen, die an der Zentralachse zwischen den Flügeln des Pavillons situiert ist, oder die plastisch gestaltete Hängetreppe auf die Galerie. Mit dem Pavillon A endete aber die Arbeit Valentas für das Gremium der Ausstellungs-Aktiengesellschaft nicht, er wurde nämlich mit der Aufsicht über die Konstruktion aller drei Ausstellungspavillons und Ergänzungsbauten beauftragt, die in der Zeitspanne 1927-1928 im Brünner Stadtteil Pisárky anlässlich der Ausstellung zeitgenössischer Kultur in der Tschechoslowakei entstanden. Valentas Paraboloiden stellen nicht nur den Höhepunkt seiner Konstrukteurkarriere dar, sondern auch das Symbol der Brünner Messen von ihrem Anfang bis heute.
Architekt/in
Jaroslav Valenta
Geburtsdatum
3. 3. 1887 Pístovice
Todesdatum
2. 1. 1934 Schladming, Rakousko
Literatur
Renata Vrabelová,
Vladimír Šlapeta - Petra Svobodová,
Brno moderní. Velký průvodce po architektuře 1890–1948,
Praha 2016
Renata Vrabelová,
Brno. Architektura / Architecture 1945–1990,
Brno 2012
Zdeněk Müller,
Brněnské výstaviště. Stavba století. Stavební vývoj 1928–2002,
Brno 2002
Vladimír Šlapeta,
Renata Vrabelová,
Brněnská architektura. Brno architecture. 1918–2008,
Brno 2014
Dagmar Černoušková,
Jindřich Chatrný - Lukáš Smekal ,
Ve znamení paraboly,
Brno 2008
Iloš Crhonek,
Brněnské výstaviště. Výstavba areálu 1928–1968,
Brno 1968, S. s.84–85