Der Brünner Architekt Jaroslav Grunt fuhr gemeinsam mit Jindřich Kumpošt und Bohuslav Fuchs nach Weimar zur ersten Ausstellung der Bauhausschule, auf der Reformen in der Auffassung der architektonischen und handwerklichen Gestaltung vorgestellt wurden. Die Präsentation einer komplexen Design- und Architekturlehre und innovativer Bautechnologie hinterließ auf den damals dreißigjährigen Jaroslav Grunt einen großen Eindruck. Am meisten begeisterte ihn aber nach eignen Worten die Tanzvorstellung des Triadischen Balletts, dessen Autor der Choreograf und Tanzreformer Oskar Schlemmer war, der im Bauhaus die Bewegungslehre leitete, die auf ein besseres Verständnis der Äußerungen des menschlichen Körpers abzielte. Sein Triadisches Ballett wurde als Verbindung von Form, Farbe und Raum gegründet. Die Tänzer in Kostümen in Kugel-, Würfel- und Pyramidenform in roter, blauer und gelber Farbe führten Bewegungen auf Kreisbahnen, Diagonalen und Ellipsen durch, wodurch sie die Länge, Breite und Tiefe des Raums ausdrücken sollten.
Grunts Begeisterung für die so definierten Grundlagen der avantgardistischen Kunst zeigten sich im Entwurf der Fassade für das Modewarenhaus Femina an der Ecke Česká und Skrytá im Brünner Zentrum. Für die Geschäftsinhaberin Emma Javůrková-Widhalmová schlug er ein geometrisch modelliertes Portal zur Straße Skrytá vor und die Auslagen betonte er durch weiße Konstruktionen aus eisernen T-Profilen, die als Trägersystem für blauweiße Reklameelemente dienten. Das Geschäftsinterieur war mit nicht so progressiven Biedermeiermöbeln der Brünner UP-Werke ausgestattet. Von dieser ursprünglichen Ausstattung blieb jedoch nichts erhalten. Lediglich das heute bereits nicht mehr verwendete Portal und die Schaufensterrahmen erinnern an den ursprünglichen Entwurf von Grunt.
Modesalon Femina
Name
Modesalon Femina
Datierung
1924
Architekt
Jaroslav Grunt
Route
Zentrum 1918–1945
Kode
C088
Typ
Geschäftsräume, Portal, Kaufhaus
Adresse
Česká 166/11,
Skrytá 166/2
,
(Město Brno), Brno, Střed
Öffentlicher Verkehr
Náměstí Svobody (TRAM 4)
Česká (TRAM 4, 5, 6, 9)
Česká (TRAM 3, 11, 12, 13)
Česká (TROL 32, 34, 36)
GPS
49°11'45.638"N, 16°36'23.081"E
Literatur
Petr Pelčák,
Ivan Wahla (eds.),
Jaroslav Grunt. 1893–1988,
Brno 2010