Josef Gočár
Josef Gočár, einer der bedeutendsten tschechischen Architekten des 20. Jahrhunderts, wurde am 13. März 1880 in Semín bei Přelouč (Semin bei Pschelautsch) geboren. Er studierte in Kotěras Atelier an der Tschechischen technischen Hochschule und an der Kunstgewerbeschule in Prag. Nach dem Studienabschluss und mehreren Auslandsreisen wurde er leitender Architekt von Kotěras privatem Büro. Im Jahre 1908 gründete er ein eigenes Architekturbüro und begann aktiv zu entwerfen. Im Jahre 1911 war er Mitbegründer der „Skupina výtvarných umělců“ („Gruppe bildender Künstler“), deren Mitglieder sich an der Entstehung des tschechischen architektonischen Kubismus beteiligten. Das bedeutendste Bauwerk Gočárs in diesem Stil ist das Haus zur Schwarzen Madonna in der Celetná-Straße in Prag. Nach seiner Rückkehr aus dem ersten Weltkrieg entwickelte sich sein Schaffen in Richtung nationaler Tendenzen und Gočár wurde gemeinsam mit Pavel Janák zum Hauptpropagator des sogenannten Nationalstils bzw. Rondokubismus. Ein typisches Beispiel dafür ist das Gebäude der Prager Legiobank in der Straße Na Poříčí. Nach dem Tod Jan Kotěras im Jahre 1924 wurde Josef Gočár zum Professor an der Akademie der bildenden Künste ernannt und vier Jahre später zum Rektor gewählt. Gočárs Übergang zur avantgardistischen Architektur repräsentiert am besten die Kirche zum Heiligen Wenzel im Prager Stadtteil Vršovice (Werschowitz) oder seine zwei Villen in der Prager Kolonie Baba. Nach der nationalsozialistischen Besetzung, als im Jahre 1939 die Hochschulen geschlossen wurden, ging Gočár in Rente. Der Architekt starb im Jahre 1945 in Jičín (Gitschin) und wurde im Prager Grabmal Slavín Grabstätte für bedeutende tschechische Persönlichkeiten – Anmerkung des Übersetzers bestattet. Im Jahr 1995 wurde ihm in memoriam die Goldene Gedächtnismedaille der Akademie der bildenden Künste Prag verliehen. Im Jahre 2000 wurde er in einer Umfrage unter Fachleuten zur bedeutendsten Persönlichkeit der tschechischen Architektur des 20. Jahrhunderts gewählt.
Architekt/in
Josef Gočár
Geburtsdatum
13.3.1880 Semín
Todesdatum
10.9.1945 Jičín
Literatur
Zdeněk Wirth,
Architekt Josef Gočár. 1880–1945. Posmrtná výstava (kat. výst.),
Praha 1947
Zdeněk Lukeš,
Pavel Panoch - Daniela Karasová - Jiří T. Kotalík (eds.),
Josef Gočár,
Praha 2010
Zdeněk Wirth,
Josef Gočár,
Genf 1930
Marie Benešová,
Josef Gočár,
Praha 1958