Atriumhäuser Kohout-/Klidná Straße

D042

Die Atriumhäuser an der Kohout-Straße, ursprünglich Královopolská cesta/Königsfelder Weg, bilden einen geschlossenen Block am Fuß des Hanges genannt Lozibky/Läusshübel. Ihre Entstehung ist verbunden mit dem Ausbau der Turmhochhäuser an der Straßenbahn-Wendeschleife am Rande des Štefánik-Viertels, der in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts stattgefunden hatte. Damals wurden von der Stadt die Garten-Grundstücke von privaten Eigentümern in dem niedrigen Teil des Abhanges erworben, auf denen heute die Atriumhäuser in den Straßen Kohoutova und Klidná und die Reihenhäuser an der Slezákova-Straße stehen. Die Parzelle war ursprünglich für eine Grundschule bestimmt, die jedoch mangels ausreichender Schülerzahl nicht realisiert wurde. Auf einem Teil der Grundstücke errichtete man ein aus Kindergarten und Kinderkrippe bestehenden Komplex, der parallel mit der Wohnbebauung am Rande der Baufläche entstand war. Die Einfamilienhäuser wurden in Selbsthilfe im Rahmen des Projekts des sozialen Wohnbauens gebaut.


1976 wurde ein Teil der Kohoutova-Straße umbenannt und neu nummeriert, dann zwischen 1977-1978 auf der Grundlage des geometrischen Plans die Errichtung der Einfamilien-Atriumhäuser in Angriff genommen. Das Projekt stammte vom Architekten František Páleník, hinter dem ursprünglichen Entwurf der einzelnen Objekte steht der Architekt Zdeněk Ješek, der Leiter des Projektinstituts der Verbraucher-Genossenschaft und der erste Eigentümer eines der Atriumhäuser (Kohoutova-Strasse Nr. 8). Der geometrische Plan erwies sich jedoch während .der Festlegung der einzelnen Bauten als fehlerhaft, eine Korrektur wurde dadurch notwendig. Die Atriumhäuser wurden nacheinander zwischen 1982-1983 vollendet.


Der leicht abschüssige Baugrund auf dem die acht Einfamilienhäuser in einer typischen Form der Teppichbebauung stehen, konnte man nicht gleichmäßig aufteilen und so haben die neuen Eigentümer die Entwürfe der einzelnen Häuser den Maßen des eigenen Grundstücks angepasst. So zum Beispiel modifizierten die Architekten Eheleute Zemánek, als Eigentümer, den Entwurf des dispositionsmäßig kleinsten Hauses (Kohoutova-Straße Nr. 16) selbst. Die Häuser unterscheiden sich voneinander nicht nur in der Größe der bebauten Fläche, sie musste aufgrund des Niedrigzins-Darlehens fürs Wohnen kleiner als 150 qm sein, sondern auch in der Größe der Atrien, die einen klassischen Garten ersetzen. Bis auf das nördlichste Haus mit der Grundrissdisposition in U-Form (Klidná Straße Nr. 6), haben alle Häuser die Grundrissform L. Die Verhältnisse der einzelnen Flügel zueinander sind jedoch unterschiedlich, somit handelte es sich nicht um eine typisierte Wohnbebauung, die für diese Zeit charakteristisch war und die man zum Beispiel unweit von hier in der Slezákova-Straße findet.


Die Situation der einzelnen, nah beieinander liegenden Atriumhäuser ermöglichte die Entstehung verschiedener Winkel und Ecken voll mit Grün, aber auch, dass besonders die einzelnen Innenhöfe direkt von den Wohnräumen zugänglich sind. Diese winzigen, von allen vier Seiten geschützten wohnlichen Gärten sind eine angenehme Belebung in einer dichten Wohnbebauung, Eine Ausnahme bilden die Eckhäuser (Kohoutova Straße Nr. 8 und 16), deren Atrien an der Süd- und Südwestseite in die Straße geöffnet sind. Außer der Atrien haben alle Häuser gemeinsam auch eine offene Disposition der Wohnräume und eine Garage, deren Eingliederung in den Grundriss der einzelnen Häuser jedoch ganz unterschiedlich ist, bedingt durch die Hanglage der Parzelle. Durch diesen Umstand sind die beiden Häuser an der Ostseite des Blocks an der Kohoutova-Straße zweigeschossig (Kohoutova-Straße Nr.10 und 12), mit einer im Erdgeschoß gelegenen Garage.


Gegenwärtig kann man bei einigen Atriumhäusern (Kohoutova- Nr.12 und Klidná Straße Nr. 2 nachträgliche Veränderungen bzw. Instandsetzungen bemerken, sei es der Fensteraustausch oder Wärmedämmung als auch die Veränderung der Farbigkeit der Fassade. Das Aussehen der übrigen Atriumhäuser mit einer genügsamen kontrastreichen Fassade, für die der weiße harte Putz, die Holzverkleidung an der Attika im Ton der dunklen Eiche, die dunkelbraunen Fenster- und Türrahmen und die Klinkerverkleidung am Sockel charakteristisch sind, ist ursprünglich und seit dem Projektbeginn stellte dies ein einigendes architektonisches Element dar.

ŠB
 

Name
Atriumhäuser Kohout-/Klidná Straße

Datierung
1977 – 1983

Architekt(inn)en
Zdeněk Ješek, František Páleník

Kode
D042

Typ
Einfamilienhaus, Villa

Adresse
Kohoutova 1514–1518/8–16, Klidná 1541–1546/2–6 , (Husovice), Brno, Sever

Öffentlicher Verkehr
Štefánikova čtvrť (BUS 53, 81)

GPS
49°13'00.0"N 16°37'59.2"E

Literatur
Renata Vrabelová (ed.), Brno. Architektura / Architecture. 1945–1990, Brno 2009, S. 250

Quellen
Ústní sdělení Ing. arch. Václava Zemánka, CSc. (majitele atriového rodinného domu, Kohoutova ulice v Brně), dne 8. 10. 2018.
Stavební odbor Městské části Brno-sever, archiv stavební dokumentace, ul. Kohoutova, projektová dokumentace k rodinným domům, po roce 1976.