Zentrales Stadtbad

B025

Das sich schnell entwickelnde industrielle Brünn des 19. Jahrhunderts dachte auch an die Hygiene seiner Einwohner und baute ein Netz öffentlicher Stadtbäder, welche die häufig fehlenden Badezimmer in den Stadthäusern ersetzten. Im Stadtzentrum wurde bereits 1860 auf der Fläche des ehemaligen Gartens der Jakobskirche das Dianabad errichtet, das in den Jahren 1905–1907 nach den Plänen des Architekten Hubert Gessner modernisiert und vergrößert wurde. Das vor allem für die mittleren und höheren Gesellschaftsschichten bestimmte Bad hatte Dampfanwendungen, Duschen und Wannen im Angebot. Das Gebäude des Bades wurde Ende des Zweiten Weltkriegs durch einen Bombenangriff schwer beschädigt und es blieben im Grunde genommen nur niedrigere Außenmauern mit Resten der Innenaufteilung einschließlich des Beckens stehen.
Die Nachkriegssanierung vereinfachte Gessners Fassade wesentlich und machte das Objekt um eine Etage tiefer. Das Becken wurde, ebenso wie die das Becken umspannende Galerie, offenbar mit den ursprünglichen Maßen wieder erneuert. Im Innenraum blieben vom ursprünglichen Bau einige architektonische Details erhalten, wie beispielsweise die geometrisch gegliederten Untersichten der Galerie oder die Haupttreppe mit Geländer, dessen horizontalen Stäbe von eingerollten Voluten abgeschlossen werden. Nach dem Jahr 2000 wurde das ursprüngliche Aussehen der Fassade nach historischen Fotografien durch eine denkmalpflegerisch durchgeführte Renovierung wiederhergestellt.
Hubert Gessner zählte zu den markantesten mährischen Schülern des Wiener Jugendstilarchitekten Otto Wagners. Gessners Stil brachte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Elemente des modernen geometrischen Jugendstils nach Mähren, die man auch am Gebäude des Stadtbads beobachten kann. Das untere Geschoss der Fassade gliedert ein mächtiges gebändertes Bossenwerk, am oberen vorspringenden Geschoss ragt ein klöppelspitzenförmiges Gesims hervor. Der Charakter der Fassade wird noch durch geometrisch zusammengesetzte Fensterscheiben, durch die Balkongitter im Obergeschoss oder durch die mächtigen Einfassungen der Rundbogenfenster gesteigert. Die ursprüngliche Fassade hatte einen mehr dekorativen Charakter, der heutige von den in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgten Umbauten gezeichnete Zustand hat Gessners Architektur jedoch erfolgreich wieder rehabilitiert.

Matěj Kruntorád

Name
Zentrales Stadtbad

Datierung
1905 – 1907

Architekt
Hubert Gessner

Kode
B025

Typ
Gesundheitseinrichtung, öffentliches Bad

Adresse
Rašínova 643/12, (Město Brno), Brno, Střed

Öffentlicher Verkehr
Česká (TRAM 3, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 12)

GPS
49.1970903N, 16.6076511E

Literatur
Pavel Zatloukal, Brněnská architektura 1815–1915. Průvodce, Brno 2006
Jan Sedlák, Brno secesní, Brno 2004, S. 69


Quellen
https://encyklopedie.brna.cz/home-mmb/?acc=profil_domu&load=390