Nach 1848 begannen sich die diskriminierenden antijüdischen Gesetze zu lockern und in Brünn konnte nach 400 Jahren eine jüdische Gemeinde gegründet werden. Eine der ersten Aufgaben war die Gründung eines Friedhofs, da die hiesigen Juden in den umliegenden Städten beigesetzt werden mussten. Die Gemeinde erwarb im Brünner Viertel Juliánov (Julienfeld) ausgedehnte Grundstücke auf denen 1852 der Friedhof entstand. Die Trauerzeremonienhalle wurde im Jahr 1863 nach dem Entwurf des ursprünglich schlesischen Architekten Anton Onderka errichtet, jedoch wurde der Friedhof im Laufe des Jahrhunderts mehrmals vergrößert. Den Bedürfnissen der jüdischen Gemeinde genügte auch die Trauerzeremonienhalle nicht mehr, die im Jahr 1900 von Josef Nebehosteny durch einen Neubau ersetzt wurde. Nach elf Jahren wuchs dort nach Entwürfen desselben Architekten auch eine neue Leichenhalle und Büroräume mit einer Wohnung für den Friedhofsverwalter und ein Taharahaus für die Leichenwaschungen empor.
Nebehosteny ließ sich bei seinem Entwurf der Trauerzeremonienhalle von dem damals fünfzig Jahre alten (heute nicht mehr existierenden) Synagogengebäude in der Spálená-Straße inspirieren, das von den Wiener Architekten Johann Romano und August Schwendenwein in dem für jüdische Bauten des 19. Jahrhunderts häufig verwendeten byzantinisch-maurischen Stil erbaut worden war. Es handelte sich im Grunde genommen um neoromanische Formen, die in der romantisch historisierenden Bogenarchitektur Verwendung fanden. Die Trauerzeremonienhalle hat das Aussehen eines Saalbaus mit einer von einem Giebel gekrönten Fassade, der die hebräische Inschrift trägt: „Dies ist die Pforte des Hauses, hinter der alles Leben endet.“ Den Innenraum ziert eine zeitgenössische Ornamentmalerei. Die anderen beiden Gebäude stellen die erforderlichen Funktionsräume des Friedhofs dar und wurden von Nebehosteny in demselben Stil entworfen, allerdings als Erdgeschossgebäude und in geringerem Maße verziert nur mit einem Bogenfries und Rundbogenfenstern versehen.
Im Areal des größten mährischen jüdischen Friedhofs befinden sich an die neuntausend Grabsteine, einschließlich den prachtvolleren Grabmälern betuchterer Personen, die seit Ende des 19. Jahrhunderts dort beigesetzt wurden. Der Friedhof dient als Gedenkstätte, was beispielsweise durch die Aufstellung von Fragmenten mittelalterlicher Grabsteine in der Trauerzeremonienhalle bestärkt wird, die von dem ehemaligen Brünner Judenfriedhof stammen, der sich südlich des Stadtzentrums an der Stelle des heutigen Bahnhofs befand.
Matěj Kruntorád