Mietshaus von Leopold und Marie Hager

B041

Anfang des 20. Jahrhunderts kauften die Eheleute Leopold und Marie Hager in der Straße Kobližná 8 von Anastazie Leniczek ein älteres Haus, holten die Genehmigung zu seinem Abriss ein und bauten im Laufe des Jahres 1914 auf dem freigewordenen Grundstück ein Mietshaus, das von dem Brünner Baumeister Robert Krug errichtet und wahrscheinlich auch entworfen wurde. Die erhalten gebliebenen Baupläne sind mit April 1914 datiert und von Robert Krug als Bauausführer unterzeichnet. Leopold Hager hat anschließend im Erdgeschoss des Hauses ein Restaurant eröffnet.
Das Mietshaus der Eheleute Hager ist ein Vorzeigebeispiel für die konventionelle Architektur des späten Jugendstils, die bewusst auf eine historisierende Tradition zurückgriff, sie jedoch zeitgemäßeren Haltungen anpasste. Robert Krug baute als ausführender Baumeister auch das Nachbarhaus Kobližná 6. Während dieses in jeder Hinsicht progressiv modernistisch ist, weist das Haus Kobližná 8 weit mehr eine traditionalistische klassizisierende Haltung der zeitgenössischen Architektur auf.
Das vierstöckige Reihenmietshaus hat eine dreiaxiale asymmetrisch gestaltete Front, die klassisch horizontal von Gurtgesimsen in drei Zonen unterteilt und oben von einem markanten Kranzgesims gekrönt wird. In der rechten Randachse werden das 1. bis 3. Stockwerk von einem mit runden Ecken versehenen Erker verbunden, der die Vertikale der Fassade akzentuiert. Ähnlich wie der fünfeckige Giebel, der in der Erkerachse über das Kranzgesims gesetzt wurde. Der linke Teil der Front ist mit einem groben Strukturputz versehen, die Fenster des 1. und 2. Stockwerks sind jeweils von gemeinsamen Pilasterrahmen umgeben, die dreieckige Frontispize mit Muschelornament tragen. Das genügsame, detailliert ausgeführte Jugendstildekor konzentriert sich überwiegend auf die Fensterbrüstungen. Im Fassadendekor fand Krugs Lieblingsmotiv, große Blumenkörbe, Verwendung – ein nostalgisches klassizisierendes Element, das auch an anderen Brünner Bauten in der Zeit nach 1910 auftaucht.
Das Parterre des Hauses wurde durch moderne Engriffe entwertet. Die innere Anordnung des Wohnhauses besteht aus zwei Trakten mit einem angegliederten Anbau im Hof. Im Eingangsflur ist die Stuckdekoration erhalten geblieben, auch das Metallgeländer der Treppe ist original.

Pavla Cenková

Name
Mietshaus von Leopold und Marie Hager

Datierung
1914

Architekt
Robert Krug

Kode
B041

Typ
Mietshaus

Adresse
Kobližná 65/8, (Město Brno), Brno, Střed

GPS
49°11'42.8"N 16°36'37.1"E

Literatur
Pavel Zatloukal, Brněnská architektura 1815–1915. Průvodce, Brno 2006, S. 226

Quellen
https://pamatkovykatalog.cz/najemni-dum-leopolda-a-marie-hagerovych-18662191
Brünner Zeitung, 19. 4. 1914, s. 4. (Zpráva o koupi domu Kobližná č. 8 manželi Hagerovými a následném plánu jeho demolice a výstavby nového NJ s restaurací), Brünner Zeitung, 24. 5. 1914, s. 4. (Povolení Leopoldu a Marii Hagerovým k demolici starého domu Kobližná č. 8), Der Bautechniker, 1914, roč. 34, č. 24, s. 437. Povolení Leopoldu a Marii Hagerovým k demolici starého domu Kobližná č. 8), Brünner Zeitung, 31. 5. 1914, s. 2. (Povolení Leopoldu a Marii Hagerovým ke stavbě nového NJ Kobližná č. 8), Brünner Zeitung, Brünner Morgenpost, 1914, přílohy č. 235–324, s. 2. (Povolení k užívání novostavby NJ Kobližná č. 8 ke dni 1. 12. 1914), Gemeinde-Verwaltung und Gemeinde-Statistik der Landeshauptstadt Brünn. Brünn: Verlag des Stadtrates der Landeshauptstadt Brünn, 1914, roč. 20, s. 262 a 518. (Záznam o dokončené novostavbě)