Das Mietshaus mit der radikalen Jugendstilfassade zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Dynamik der dekorativen Formen aus und ist zugleich ein Beispiel für eine moderne Adaption eines traditionellen Pawlatschenhauses.
Das zweigeschossige Reihenhaus hat eine sechsaxiale Straßenfront, deren Grundeinteilung gegliedert ist durch ein horizontal strukturiertes Erdgeschoss, durch vertikal komponierte Geschosse, die durch einen angedeuteten Risalit in den mittleren beiden Achsen akzentuiert werden, und durch die Andeutung einer hohen Pilasterordnung, die durch die vertikal verbundene architektonische Begleitung der Fensterachsen und schließlich wieder durch das horizontale Element der breiten Traufzone geschaffen wurde.
Das Erdgeschoss ist mit einem gebänderten Bossenwerk mit unterschiedlich breiten Bändern versehen. Die geometrische Grundgliederung der Fassade wird durch ein regelmäßiges Raster aus rechteckigen Fenstern und dem Eingang bestimmt, die Mittelachsen werden formal betont – der mittlere Teil der Fassade wird von stark auskragenden Bändern gerahmt, die den Bereich über den Fenstern des zweiten Obergeschosses bogenförmig abschließen und in einen dreieckigen Axialgiebel mit einem bogenförmigen Giebel am oberen Ende übergehen. Die Straßenfront wird von einem stark ausgekragten profilierten Dachgesims gekrönt, unter dem ein markantes Stuckreliefband mit sich überschneidenden Spitzbögen verläuft.
Das reiche Jugendstildekor im hohen Stuckrelief konzentriert sich vor allem in den Flächen über den Fenstern. Über den Fenstern des ersten Obergeschosses besteht es aus einer Kombination von gewellten Rundungen und Blumenvasen, über den Fenstern des zweiten Obergeschosses zeigt es vegetabile und geometrische Motive. In der Mitte der Fassade ist die Fläche zwischen den Fenstern mit einem floralen Motiv ausgefüllt, das von Bändern umgeben ist, die zu einer so genannten Rauchkurve geformt sind, die an den aufsteigenden Rauch einer abgelegten Zigarette erinnert. Das Ganze wird abgerundet durch den Wechsel von glatten Putzflächen und horizontal strukturierten Rauputzflächen.
Was die Anlage im Innern betrifft handelte es sich um ein traditionelles Pawlatschenhaus mit einheitlicher Raumaufteilung. Im Erdgeschoss befanden sich rechts und links vom Eingang zwei kleine Wohnungen, die Innenräume waren in beiden Stockwerken identisch – sie waren immer von drei kleinen Einzimmerwohnungen belegt, die vom Laubengang aus zugänglich waren. Der Eingang führte direkt in eine Durchgangsküche, gefolgt von einem Wohnzimmer, das durch zwei Fenster von der Straßenfront her beleuchtet wurde. Auf dem Laubengang befand sich eine Gemeinschaftstoilette. An das Haus wurde ein schmaler, quer ausgerichteter Hoftrakt angebaut, der ebenfalls mit einem Laubengang versehen wurde. Im Jahr 1927 wurde dort ein Wasseranschluss installiert, bis dahin musste das Wasser aus einem Brunnen im Hof geholt werden.
Das Haus wurde über einen langen Zeitraum nicht instandgehalten und befand sich nach dem Jahr 2000 in einem baufälligen Zustand. 2014 wurde es komplett restauriert. Bei der Restaurierung wurde die ursprüngliche Formgebung der vorderen Fassade leicht reduziert, dafür aber umfangreich ergänzt.
Pavla Cenková