Dekorative Wand

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Ein Jahr vor der Fertigstellung des Stadtteils Lesná 1969 entstand eine Serie der sog. dekorativen Wände. Die Auswahl der Künstler und die Konsultationen über die Platzierung der einzelnen bildhauerischen Elemente oblagen dem Architekten Viktor Rudiš, der zur Realisierung  neun  bildende Künstler berief. “Als einen Platz für Kinderspiele schlugen wir vor jedem großen Haus einen befestigten, durch Wände  begrenzten Spielplatz vor, wobei die Wände als künstlerische Objekte aufgefasst sein sollten. Ich bestimmte nur die Maße und Material, die Konzeption lag schon in den Händen des Künstlers“, kommentierte Rudiš in der Publikation Šedesátá léta v architektuře očima pamětníků/ Die sechziger Jahre in der Architektur mit den Augen der Zeitgenossen seine damalige Absicht. Es handelt sich um funktionale Wände unterschiedlicher Konzeption, die direkt das Material aus dem Bauprozess wie  Betonplatten, Bausteine, Ziegel nutzten. Grundsätzlich für die Realisierung waren humane Maßstäbe für die Umgebung der monumentalen Plattenbauten, wie es auch der damalige Kommentar im Periodikum Architektura ČSSR/Architektur der TschSSR  von 1968 belegt: „Diese Ensembles kleiner Architektur bringen in die einzelne Räume unerlässlichen menschlichen Maßstab, der vor allem in urbanistischen Räumen der großen Plattenhäuser erwünscht ist“.

Sylva Lacinová nutzte bei der Realisierung präfabrizierte Betonquader, die sie unregelmäßig übereinander schichtete und  in bestimmten Teilen Durchblicke schuf, vom funktionalen Gesichtspunkt auch fiktive Eingänge für ein Kinderspiel. Der Betonblock ist um neun plastische, in den Raum greifende Zielscheiben ergänzt, die an die Ästhetik  des Brüsseler Expo 1958 erinnern. Die Künstlerin schuf hier nicht nur eine dekorative Wand, die den öffentlichen Raum definiert und belebt, sondern auch ein mögliches Ziel der Kinderspiele.

DK