Neben der Planung von Häusern für sozial Schwache widmete sich der Architekt Josef Polášek auch systematisch dem Entwurf von Schulgebäuden. Eine der zahlreichen Schulbauten, die er in Brünn entwarf, ist die Charlotte-Masaryk-Schule – Städtische Fachschule für Frauenberufe an der Ecke der Straßen Jugoslávská und Merhautova, die in den Jahren 1936–38 unter der Bauaufsicht von Florián Kuba entstand. Der Architekt nutzte in seinem Entwurf bereits erprobte Prinzipien, die er gemeinsam mit Bohuslav Fuchs im Entwurf der Vesna-Schule im Masaryk-Viertel zur Anwendung gebracht hatte. Großen Wert legte er insbesondere auf eine ausreichende Beleuchtung der Unterrichtsräume, der Konzeption ihrer Aufteilung und ihre Ausstattung entsprechend dem Schwerpunkt der Schule (in diesem Fall wurde neben literarischen Fächern Kochen, Nähen u.a. unterrichtet). Das letztendlich realisierte Gebäude wurde jedoch in Hinblick auf die Parzelle und die begrenzten finanziellen Möglichkeiten der Stadt auf traditionellere Art als die erwähnte ältere Vesna-Schule gestaltet.
Der Bau wird von einem länglichen Quader gebildet, an den im nördlichen Teil eine Turnhalle anschließt; im dadurch entstandenen Innenhof wurde ein Sportplatz angelegt. Die Straßenfassade wird von einem horizontalen Erker im ersten und zweiten Stock mit Bandfenstern dominiert. Die leere Fläche der Fassade über dem Haupteingang – ein typisches Element der funktionalistischen minimalistischen Ästhetik – enthielt ursprünglich im unteren Bereich den Namen der Schule. Die hintere Fassade wird vom horizontalen gläsernen Band des Flurs gegliedert, über den man in alle Unterrichtsräume und Werkstätten gelangt. Die Haupthalle mit der Treppe wird von einer Wand aus runden Glasbausteinen – einem häufigen Element in Polášeks Bauten – beleuchtet.
Im Jahre 1953 wurde aus der ursprünglichen Fachschule für Frauenberufe eine Mittelschule für Gesundheitsfachberufe, die hier bis heute gemeinsam mit einer Fachhochschule für Gesundheitsfachberufe ihren Sitz hat. Das Gebäude selbst ist, obwohl es nicht unter Denkmalschutz steht, von Umbauten verschont geblieben und eine Reihe ursprünglicher architektonischer Elemente haben sich bis heute erhalten.
LV