Die Geschichte des sog. Neuen Rathauses in Brünn reicht bis ins Mittelalter zurück, als in den Räumlichkeiten des Kapitelsaales des Dominikanerklosters neben der Kirche des hl. Michael Landtage und Gerichtssitzungen des Landes Mähren abgehalten wurden. Ende des 16. Jahrhunderts wurde über dem Kapitelsaal und teilweise über dem Kreuzgang des Klosters nach dem Entwurf des italienischen Baumeisters Pietro Gabri ein eigenständiger Teil für den Landtag mit zwei großen Sälen – dem Landtagssaal und dem Rittersaal – und kleineren Beratungsräumlichkeiten errichtet. Diese Räumlichkeiten sind bis heute von der erhalten gebliebenen Renaissance-Außentreppe zugänglich. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurden alle Landesämter in Brünn und Olmütz (Olomouc) zu einem Amt mit Sitz in Brünn zusammengelegt, was eine neuerliche Erweiterung des Objekts im Jahre 1666 nach einem Entwurf von Ondřej Erna erforderlich machte. Weitere bauliche Adaptierungen erfolgten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach einem Entwurf von Mořic Grimm.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Bau des neuen Landhauses beschlossen (der heutige Sitz des Verfassungsgerichts in der Straße Joštova ulice), und nach dessen Errichtung wurde das Gebäude am Platz Dominikánské náměstí an die Stadt Brünn verkauft. Zuerst diente es als Gebäude des Städtischen Museums, des Gymnasiums und anderer Vereine und nach und nach auch einer immer größeren Anzahl von Magistratsabteilungen, die im Objekt des heutigen Alten Rathauses keinen Platz mehr fanden. Deshalb wurde Anfang der 1930er die Renovierung des ehemaligen Landhauses sowie dessen Adaptierung für die Zwecke der städtischen Ämter beschlossen. Das Projekt wurde dem funktionalistischen Architekten Josef Polášek übertragen, der bestrebt war, das ursprüngliche Aussehen des Baudenkmals möglichst gut beizubehalten. Der Renovierung, die 1934 – 1936 erfolgte, ging eine neue Vermessung und Einzeichnung des Gebäudes voran, da die ursprünglichen Pläne nicht erhalten geblieben waren. Die Einleitung von Leitungsnetzen und moderner Technologie in die barocken Gebäude machten auch gewisse bauliche Eingriffe erforderlich, wie z.B. Wasserleitung, Abwasserkanalisation, elektrische Beleuchtung, Telefon, Signalanlage, Rundfunk, Zentralheizung u.a. Der Hof wurde neu gepflastert, was dem Komplex einen repräsentativeren Charakter verlieh. Weiters wurden von Jan Janša Restaurierungsarbeiten durchgeführt, wie die Konservierung der Fresken im Landtagssaal, auf der Treppe und im Trausaal. Polášek ist es hier gelungen, ein einzigartiges Interieur zu schaffen: da die meisten ursprünglichen Dekorationen erhalten geblieben waren, wurde dadurch ein Kontrast zu den modernen einfachen Möbeln geschaffen. Das Rathaus wurde am 23. September 1935 feierlich eröffnet und aus diesem Anlass trug Jiří Mahen das folgende Gedicht vor: „….jsou města, v nichž ti člověk ruku podá, / že možnostmi jsou stále bohata – / z nich bude Brno! Pro něj chcem-li žíti, / náš musí býti svět, v němž obzor práce svítí / vší odvahou! My stanem nad osudem, / že také ve své město věřit budem!“ [“… es gibt Städte, in denen man dir die Hand reicht, / die stets reich an Möglichkeiten sind – / eine davon wird die Stadt Brünn sein! Wollen wir für sie leben, / muss die Welt unser sein, in der der Horizont der Arbeit leuchtet / mit ganzem Mut! Wir stehen über dem Schicksal, / dass wir auch an unsere Stadt glauben!“]
Zurzeit ist das Neue Rathaus der Sitz des Magistrats der Stadt Brünn und im Landtagssaal finden unter dem neu restaurierten Fresko von Daniel Gran Sitzungen des Stadtrates und des Gemeinderates statt.