Keramoprojekt

D097

 Die Planungsgesellschaft Keramoprojekt wurde 1951 als nationaler Betrieb mit Zweigstellen in Brünn, Prag und Trenčín gegründet und war auf das Entwerfen und die Erforschung von Baumaterialien und –verfahren ausgerichtet. Nach zehn Jahren erhielt die südmährische Zweigstelle zu Beginn der sechziger Jahre ein neues Betriebsgebäude, das südlich vom Stadtzentrum in einer Baulücke an der Kreuzung der Straßen Veveří und Rybkova errichtet wurde. Die Pläne dafür wurden von dem Architekten Jiří Velek entworfen, der Anfang der fünfziger Jahre auch die Milchbar und den Verkaufsladen Tempo am Platz der Freiheit realisierte.

 
Unter Verwendung einer ausgemauerten Stahlbetonkonstruktion gliederte er das siebenstöckige Gebäude auf einem L-förmigen Grundriss in zwei miteinander verbundene Flügel. An diese schloss ein Wohnteil im Erdgeschoss mit zwei Wohnungen an, der in die vorgeschriebene hygienische Lücke zwischen dem Keramoprojektgebäude und dem benachbarten Wohnobjekt in der Straße Rybkova gesetzt wurde. Von hier aus mündete auch der Haupteingang in das Haus, der sich in einem Laubengang unter einem mächtigen vorgebauten vertikalen Risalit befand, der die Fassade von der Straße Veveří her um ein Stockwerk überragt. Ein charakteristisches Element des Gebäudes sind die deutlich rhythmisierten und farblich strukturierten Fassaden mit einer dichten Folge amerikanischer Schiebefenster, denen von den hervorspringenden Fensterbänken, den Dachrinnensimsen und einer Reihe von Balkonen der Büros der Direktoren und leitenden Angestellten an den Ecken des Hauses Plastizität verliehen wird. Während eine Reihe größerer Atelier- und Büroräume direkt auf die Straße gerichtet sind, zeigen die kleineren, für ein ruhiges selbständiges Arbeiten geeigneten Räume logischerweise zum Hof hin. Die Sanitär- und Betriebsräume umgaben den an der Verbindung beider Flügel gelegenen Treppenaufgang. Veleks Entwurf des Keramoprojektgebäudes erhielt in der Bauprojektschau für die Jahre 1960–1962 den Kreispreis II. Grades, in Rezensionen aus jener Zeit tauchen jedoch auch Vorwürfe in Richtung einer unlesbaren Stahlbetonkonstruktion und schlechten Anbindung an das benachbarte Jugendstilpalais sowie der Strukturierung der Dachterrasse auf.
 
Die kürzlich erfolgte Sanierung und Wärmedämmung des ehemaligen Keramoprojektgebäudes hat dessen architektonischen Ausdruck ganz sicher zum schlechteren hin gewandelt – die rhythmisch gegliederte und plastisch abgehandelten Fassaden erhielten einen vereinheitlichenden Farbanstrich, die Eckbalkone im zur Straße Veveřígerichteten Teil und alle ursprünglichen architektonischen Details sind verschwunden. Das heute mit Hörsälen und Mensa ausgestattete Gebäude wird von der Fakultät für Bauingenieurswesen der Technischen Universität Brünn genutzt und wurde auch mittels einer verglasten Gebäudebrücke mit dem gegenüberliegenden Universitätsgebäude verbunden.
 
 
KE

Name
Keramoprojekt

Datierung
1959 – 1962

Architekt
Jiří Velek

Kode
D097

Typ
Industriegebäude, Technikgebäude, Verkehrsbauwerk

Adresse
Rybkova 332/1, (Veveří), Brno, Střed

Öffentlicher Verkehr
Rybkova (TRAM 3, 11)

GPS
49°12'20.6"N 16°35'35.9"E

Literatur
Josef Hrubý, Provozní budova Keramoprojektu Brno, Architektura ČSSR XXI, 1962, S. 663

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