Die Siedlung Úvoz, erbaut zwischen 1958-1962, besteht aus vier städtischen Blocks mit Wohnhäusern TO3B und T15 entlang der Straßen Úvoz und Grohova/Groh-Straße. Die Wohnbebauung ist mit kommunaler und sozialer Infrastruktur wie Kindergarten, Grundschule, Geschäfte und Dienstleistungen ausgestattet. Laut Projekt sollte die Siedlung Úvoz auch innerhalb des “Blocks B“ zwischen Úvoz, Groh-, Čápek- und Jan-Uher-Straße eingeschossige Garagen an der Nordseite der Siedlung beinhalten.
Die Bautätigkeit begann de facto in der ersten Hälfte des Jahres 1958 mit dem Durchbruch des gewachsenen Felsens am Fuß von Kuhberg/Kraví Hora und der Verlängerung der Straße Úvoz in Richtung Konečný –Platz. Mit dem Durchbruch von Úvoz rechnete man schon lange und in der Konzeption des Bebauungsplans der Stadt Brünn bezog es auch das Kollektiv unter der Führung von František Kočí ein. Der Bebauungsplan, der auch unter anderem die Dislozierung der neu geplanten Siedlungen regelte, entstand 1956-1957 im Bezirksprojektinstitut/Krajský projektový ústav in Brünn und wird mit der neuen Entwicklung von Brünn als Messestadt zu Ende der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts in Verbindung gebracht.
Das sog. Einleitungsprojekt der Siedlung wurde von den Architekten Arnošt Krejza und Vítězslav Unzeitig ausgearbeitet. Laut erhaltener Korrespondenz kann man jedoch annehmen, dass an dem Entwurf auch Vilém Kuba beteiligt war, der noch in der Jahresmitte 1958 im Rahmen der verlängerten Kündigungsfrist an der „bürgerlichen Infrastruktur der Siedlung Úvoz“ gearbeitet hatte, bevor er auf Grund der klassen-politischen Überprüfungen und der negativen Kaderbeurteilung aus dem Stavoprojek [staatliche Organisation, die alle Projektanten vereinte, Anm. d. Ü.] definitiv entlassen wurde.
Noch 1958 wurde das Projekt nochmals von Miloslav Kramoliš mit Co-Autoren Miroslav Brabec und Zdena Kopecká überarbeitet. Kramoliš sollte sich um eine „freie Lösung mit Hochhäusern, die dem Endglied der Bebauung in der Nachbarschaft des Parkgrüns am Kuhberg/Kraví hora entsprochen hätte“ bemühen.
Von dieser Konzeption wurden jedoch nur zwei Probe-Hochhäuser im oberen Teil der geplanten Bebauung zwischen den Straßen Údolní und Čápkova realisiert. Der Grund für die umfangreiche Nicht-Realisierung der aufgelockerten freien Hochhausbebauung ist wohl in der Bemühung um eine maximale Zahl der Wohnungen und gleichzeitig in der unvollkommenen Bautechnologie zu suchen, die sich erst in der Entwicklungsphase befand. Beim Bauen kamen sog Ziegelquader, also präfabrizierte Blocks zur Anwendung, die man vorher mauerte und an der Baustelle mittels Krane aufsetzte. Es handelte sich um eine frühe Bemühungen der Massenpräfabrikation, die zu einer Bedingung des staatlich gelenkten industriellen Bauwesens wurde. Die Ziegeltechnologie wurde in den sechziger Jahren durch den Beton ersetzt.
Das Gebäude der Grundschule wurde zwischen 1961-1962 nach dem Entwurf von Jaroslav Ledvina von 1960 errichtet, ihre Disposition ist eine Parallele zu der Grundschule am Bakala-Quai/Bakalovo nábřeží, die vom selben Architekten stammt. Der Reliefschmuck der Fassade „Der Hahn“ von 1962, ist zurzeit durch die Wärmdämmung nach der Renovierung des Gebäudes 2014 zugedeckt, stammt von Milan Zezula und Miloš Slezák.
Der Gesamteindruck der Siedlung oszilliert zwischen dem sozialistischem Realismus der ersten Hälfte der fünfziger Jahre und dem beginnenden Brüsseler Stil, der durch die Teilnahme der Tschechoslowakei auf der Weltausstellung EXPO 1958 definiert ist. Während die Wohnhäuser im „Block D“ am Fuße des Kuhberges/Kraví hora ergänzt durch dir Bronzegruppe „ Die Spartakiade“ von Konrád Babraj von 1962 immer noch den Geist des sozialistischen Realismus in sich tragen, melden die zehnstöckigen Hochhäuser und die siebengeschossigen Wohnhäuser der „Blocks B und C“ auf der Ostseite der Straße Úvoz mit ihren Flachdächern und dem vorgezogenem Dach die Rückkehr zur Brünner modernen Architektur.
JK