Mojmír Korvas
Über den Architekten Mojmír Korvas ist leider nicht viel bekannt. Von wenigen erhaltenen Informationen ist seine Familienbindung an den bedeutenden Brünner Architekten Bohuslav Fuchs belegt, mit dessen Tochter Alena (1924 – 2008), einer Industriedesignerin, er verheiratet war. Mojmír Korvas war Mitglied der Nationalmannschaft, die die Tschechoslowakei in Hand- und Basketball repräsentierte. Gemeinsam mit weiteren Repräsentanten wurde er jedoch im Jahre 1949 wegen seiner politischen Einstellung als Landesverräter verurteilt, was nicht nur sein Privatleben, sondern auch die professionelle Laufbahn bezeichnete. Während seiner fünfjährigen Strafe wurde er auf mehreren Orten gefangen gehalten – in Brünn, Oslavany, Prag-Pankrác, Mírov und Jáchymov. Nach seiner Freilassung im November 1954 wurde er in der Königsfelder Maschinenbaufabrik als Arbeiter angestellt. Seiner ursprünglichen Profession des Architekten widmete er sich damals nur abends und erarbeitete zahlreiche unbekannte Projekte von Einfamilienhäusern und das Projekt des nicht realisierten überdachten Stadions der Königsfelder Maschinenbaufabrik, das in einer französischen Fachzeitschrift publiziert wurde. Im Jahre 1957 entwarf er den touristischen Aussichtsturm auf dem Hügel Babí lom, der durch Freiwillige im Jahre 1961 fertig gebaut wurde. Seine sensible Eingliederung in die Landschaft des Mährischen Karstes bedient sich einer Felsenzunge, auf deren Gipfel sich ein schlichter Bau erhebt, der funktionsmäßig in drei Teile gegliedert ist.
Später arbeitete Korvas für die Königsfelder Maschinenbaufabrik als Betriebsarchitekt. Damals erhielt er die wichtigsten Bestellungen seiner Karriere. Er beteiligte sich z. B. an der Realisationsdokumentation der Stahlkonstruktion des tschechoslowakischen Pavillons Expo 67 in Montreal. Er entwarf die Nebenräume und die Überdachung des Brünner Velodroms, dessen Herrichtungen für die Radsport-Weltmeisterschaft in den Jahren 1967-1969 durchgeführt wurden. Im Jahre 1969 wurde nach seinem Projekt das Sportareal mit Fußballplatz und Sporthalle in der Vodova-Straße in Brünn-Königsfeld erbaut. Bestandteil des Sportareals waren auch Hallen, die heute als die „alte“ und „kleine“ Halle bezeichnet werden, ein Eislaufplatz, Trainingsspielplätze und das Fußballstadion mit der Kapazität von 8 000 Zuschauern. Dort wurden in der Vergangenheit u. a. Leichtathletik-Wettbewerbe und Spartakiaden abgehalten. Deutlich ist auch Korvas´ Anteil an dem Projekt des SKI-Hotels in Nové Město na Moravě, dessen Hauptgebäude durch sein asymmetrisches, bis zum Boden reichendes Satteldach und die Fassade mit Reihen von dreieckigen Balkons die Aufmerksamkeit fesselt.
Im Ruhestand nahm Korvas im Jahre 1989 an dem Architekturbettbewerb für den Bau der St. Adalbert-Kirche in Otrokovice teil, das er mit seinem Entwurf einer Hallenkirche auf der erhöhten Terrasse mit Erdgeschossgalerie gewann. Dieser Bau kann für das Meisterstück des Architekten gehalten werden, das er erst am Ende seiner durch politische Persekution bezeichneten Karriere schuf.
In allen von ihm entworfenen Bauten wiederholt sich ab den 60er Jahren das Motiv schmaler, in das Mauerwerk eingelassener Gruppenfenster, die gemeinsam mit vorgesetzten Halbpfeilern die eher horizontal gestalteten Gebäude vertikal gliedern. In dieser Hinsicht sind die Seitenfassade der Königsfelder Sporthalle oder der vorgelagerte prismatische Turm der St. Adalbert-Kirche in Otrokovice interessant. Die erhöhte Terrasse dieser Kirche verweist dann auf den Aussichtsterrasse des Aussichtsturms auf Babí lom.
Architekt/in
Mojmír Korvas
Geburtsdatum
6. 2. 1923 Kvítkovice
Todesdatum
24. 10. 2004 Brno
Literatur
Vladimír Šlapeta,
Renata Vrabelová,
Brněnská architektura. Brno architecture. 1918–2008,
Brno 2014
Jan Černohlávek,
Babí Lom,
Brno 2009
Renata Vrabelová,
Brno. Architektura / Architecture 1945–1990,
Brno 2012