Sušils Studentenwohnheim

C019

Bei der Entstehung der Masaryk Universität im Jahre 1918 war es nötig, nicht nur die Unterbringung einzelner Fakultäten zu sichern, sondern auch die Frage der Unterkunft von Studenten und Professoren zu lösen. Die Staatskasse konnte sich am Bau der Studentenwohnheime infolge Finanzmangels nicht beteiligen, deswegen übernahmen verschiedene Vereine und Stiftungen die Aktivität. So entstand auch das akademische Heim in der Klácelova Straße, dessen Bau der Verein Sušil angeregt hatte, der 1919 mit dem Ziel die Unterkunft katholischer Studenten zu sichern gegründet worden war. Das Geld für den Bau von Sušils Studentenwohnheim hatte die Zyrill und Method Vorschusskasse gewährt. Schirmherr Papstnuntius Bischof Mikara eröffnete das von Bischof Klein geweihte Wohnheim feierlich.
Der Entwurf vom Architekten Rudolf Hlavinka wurde in einem geladenen Architekturwettbewerb ausgewählt. Das zweigeschossige Gebäude mit einem Walmdach bilden drei Flügel, die im Grundriss zur Form eines „Y“ verbunden sind. Der Hauptfassade dominiert ein polygonaler Risalit der Treppe mit einem Eingang, der zwei Flügel der Straßenfront in einem geöffneten Winkel verbindet. Interessant ist auch die zweiläufige Treppe im dreieckigen Grundriss gelöst, von derem polygonalen Podest alle drei Flügel des Studentenwohnheims zugänglich waren.
Im Zusammenhang mit dem Schließen der Hochschulen während der Okkupation durch die Nazis kam es auch zur Verhaftung von Studenten direkt in Gebäuden des Wohnheims. Am 17. November 1939 wurden unter dem Vorwand illegaler Widerstandstätigkeit fünfzig Studenten in Sušils Studentenwohnheim verhaftet und anschließend mit anderen Verhafteten in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Seit dem Jahre 1940 bis zum Ende des Krieges war im Gebäude die deutsche Kriminalpolizei untergebracht. Heute dient der Bau wieder seinem ursprünglichen Zweck eines Studentenwohnheimes der Brünner Masaryk Universität.

 

 

Name
Sušils Studentenwohnheim

Datierung
1923

Architekt
Rudolf Hlavinka

Route
Masaryk-Viertel 1918–1945

Kode
C019

Typ
Schule, Internat

Adresse
Klácelova 282/2, (Stránice), Brno, Střed

Öffentlicher Verkehr
Náměstí Míru (TRAM 4)
Soukopova (TROL 35, 39)
Heinrichova (TRAM 4)


GPS
49°12'3.431"N, 16°34'57.115"E

Literatur
Rostislav Koryčánek, Česká architektura v německém Brně. Město jako ideální krajina nacionalismu, Brno 2003