Verwaltungsgebäude der Ersten Mährischen Sparkasse

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Der ursprüngliche Sitz der Ersten Mährischen Sparkasse in einem historisierenden Gebäude in der Straße Jánská in Brünn entsprach in der Hälfte der 30er Jahre nicht mehr dem Geldinstitut. 1939 wurde ein Architektenwettbewerb für ein neues Gebäude ausgeschrieben, aus dem die Entwürfe von Otakar Oplatek und Josef Polášek siegreich hervorgingen. Der Verwaltungsrat der Sparkasse entschied sich zuletzt, beide Architekten anzusprechen und lud auch Heinrich Blum, dessen Projekt erst nach Beendigung des Wettbewerbs gekauft wurde, zur Mitarbeit ein. Grundsätzliche Anforderung der Sparkasse war es, dass die Dienststelle während der gesamten Bauzeit funktionsfähig sein sollte. Die Architekten konzipierten deshalb zwei Gebäude, von denen eines früher gebaut wurde und als provisorischer Sitz diente und nach Abschluss des zweiten Teils mit Zentralhalle zu Büro- und Geschäftsräume umgestaltet wurde. Teil der Vergabe war auch der Ausbau des Geschäftsparterres und der Wohnungen in den Obergeschossen.
Und auch trotz der vielseitigen funktionellen Nutzung des Objekts, gelang es den Architekten, dem Bau ein einheitliches repräsentatives Gepräge zu geben. Das Portal beider Gebäude wird durch die helle keramische Verkleidung vereinheitlicht und von der konkav geschwungenen Horizontalen des Travertinrisalits mit Fensterbändern dominiert. Besucher der Sparkasse treten zunächst in den ovalen Vorraum mit schwarzer und weißer Marmorverkleidung ein, dessen Dynamik durch das geschwungene Treppenhaus und durch die im Kreis komponierten Glasbausteine im Obergeschoss verstärkt wird. Hinter dem Vorraum befindet sich eine weitläufige Halle mit Geldschaltern, über denen mittels Stahlbetonzugstangen das Zwischengeschoss mit den großen kreisförmigen Fenstern der Kontrollabteilung abgehängt ist. Der ganze Raum, der dank der markanten Längsdisposition, der Geländergalerie und der kreisförmigen Fenster an das Interieur eines Hochseeschiffes erinnert, ist effektiv mit Deckenlichtschächten ausgelichtet. Im Februar 1939 wurde der Wettbewerb für die Gestaltung des Gebäudeinterieurs ausgeschrieben, an dem Heinrich Blum jedoch wegen seiner jüdischen Abstammung bereits nicht mehr teilnehmen konnte. Em Ende wurde der Entwurf des Malers und Grafikers Emanuel Hrbek ausgewählt, von dem aber nur die plastische Überschrift über dem Eingang realisiert wurde.
Bei der Projektierung des Gebäudes wurde der sicheren Aufbewahrung der Einzahlungen, die durch modernste Technik geschützt waren, maximale Aufmerksamkeit gewidmet. Im Kellergeschoss befanden sich großräumige, stahlverstärkte Stahlbetontresore mit einem speziellen Codeschloss. Das ganze Geldinstitut wurde durch mechanische Alarm- und Signalanlagen überwacht und der Haupteingang des Gebäudes war mit einem sechs Meter breiten Rollgitter, das sich nach der Betätigung eines elektronischen Schalters an den Kassen schloss. Zu den technischen Neuheiten, die den Betrieb des Geldinstituts erleichterten, gehörte auch eine Signaleinrichtung für das Aufrufen der Kunden, die auch den Nachttresor nutzen konnten. Die Sparkassenräume waren mit einer Klimaanlage ausgestattet und für deren künstliche Beleuchtung wurde erstmals im großen Stil Neonlicht verwendet.
In dem Gebäude mit einzigartiger architektonischer und funktioneller Ausstattung hat heute die Česká spořitelna (Tschechische Sparkasse) ihren Sitz. Bei seiner Rekonstruktion 2008 wurden wieder beide benachbarten Gebäude genutzt und so musste auch diesmal der Betrieb des Instituts in keiner Weise unterbrochen werden. Bis auf einen unsensiblen Austausch der ursprünglichen Stahlfensterrahmen durch Kunststoffrahmen, ist das Gebäude in hohem Maße im authentischen Zustand erhalten.