Die mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verbundene Wohnungskrise war auch nach über fünfzehn Jahren bei weitem nicht überstanden. Als Wendepunkt in der Entwicklung des Wohnungsbaus war der XI. Parteitag der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei von 1959, auf dem die Nutzung progressiver Baumethoden von Plattenbauten bei einer veranschlagten Jahresproduktion von 2 000 bis 3 000 Wohnungen beschlossen wurde. In Brünn und Umgebung sollte das neue Betonwerk im Stadtteil Horní Heršpice zu einer effizienteren und beschleunigteren Produktion verhelfen. Es stellte sich die Zeit ein, in der man massiv Plattenbauten errichtete, die das Stadtbild Brünns unauslöschlich verwandelte.
Die intime Siedlung in Černá Pole wurde in der Lücke zwischen einer stillgelegten Bahnstrecke (der sog. Tišnovka/Tischnowitzer) und der ehemaligen Familienhausbebauung im Štefánikov-Viertel errichtet. Urbanistisch handelt es sich um eine kompositorisch relativ klar definierte Siedlung, die mit drei achtstöckigen Plattenbauten um den Platz des Slowakischen Nationalaufstandes (Náměstí SNP) geschaffen wurde. Entsprechend dem ursprünglichen Bauprojekt wurden im Jahr 1964 entlang der Straße Bieblova zwei siebenstöckige Plattenhäuser mit dem lokalen Plattenbautyp B60 errichtet, gegenüber von ihnen wurde die Straßenachse im Jahr 1968 zusätzlich um acht neunstöckige, kettenartig zur Hauptverkehrsstraße hin orientierte Häuser vom Typ Lesná ergänzt. Dadurch wurde die ursprüngliche Kapazität der Siedlung von vorgesehenen 974 Wohneinheiten noch um weitere 288 erhöht.
Gegenüber anderen Siedlungen wurde den dortigen Anwohnern bereits nach nicht ganz drei Jahren nach deren Einzug eine komplette soziale Infrastruktur geboten – ein kleines Einkaufszentrum, eine Grundschule, zwei Kindergärten und eine Kindertagesstätte sowie ein medizinisches und stomatologisches Zentrum, was im Jahr 1969 noch um ein Kulturhaus mit Kinocafé und einem Festsaal ergänzt wurde.
In den sechziger Jahren wurde der öffentliche Raum der neuen Siedlungskomplexe nicht nur durch neue Grünanlagen, Bänke und Kinderspielplätze belebt, sondern auch durch eine Fülle von qualitativ hochwertigen Kunstwerken. Dazu hatte ein neues Baugesetz beigetragen, das den Investoren zur Auflage machte, 1–4 % des Gesamtetats eines Baus gerade für Verschönerungen künstlerischer Art aufzuwenden. Im Bereich der Siedlung Černá Pole befinden sich bis heute die Plastiken Welle und Märchen von Miloš Axman oder die allegorische Statuengruppe Die Musik von Jiří Marek vor dem Kinocafé. Seit 1974 wird das Aussehen des Platzes von einem Bronzedenkmal des Slowakischen Nationalaufstands von Ladislav Snopek geprägt. Ursprüngliche befand sich auf der Grünfläche zwischen den Häusern noch ein Betonbrunnen, der jedoch wegen technischer Mängel und Beschwerden der Anwohner über den Lärm nach kurzer Zeit außer Betrieb genommen wurde. Im Jahr 2017 wurde er im Rahmen einer Rekultivierung des Parks beseitigt und durch moderne Nebelduschen ersetzt.
Nach dem Jahr 2000 hat die Siedlung eine komplette Revitalisierung einschließlich Umgestaltungen des Parks und der Gebäude der sozialen Infrastruktur durchgemacht. Die bunte Palett der neuen wärmedämmenden Fassaden und billigen Baustoffen des Wohnkomplexes mindert eher seinen Wert, als zu seiner Attraktivität beizutragen.
LH