Kohoutovice, die historische, einst selbständige Gemeinde am waldbedeckten Brünner Stadtrand, hat im Laufe der sechziger bis achtziger Jahre einen rasanten Wandel durchgemacht, als sich der Stadtteil auf Grundlage des urbanistischen Plans des Brünner Architekten František Kočí im Umkreis der Hauptverkehrsstraße Libušina třída bedeutend ausbreitete. Die dortige Siedlung, die Wohnkapazitäten für über zehntausend Einwohner bot, wurde nach und nach zu mehreren aneinander anknüpfenden Bezirken mit unterschiedlichen Wohnobjekttypen geformt, die überwiegend im Plattenbausystem T06B errichtet wurden (neunstöckige Plattenbauten, Punkthäuser mit 4–13 Etagen). Organisch darin eingebettet waren auch soziale Infrastrukturzentren mit Geschäfts- und Kulturbauten bzw. schulischen Einrichtungen oder Kunstwerken mit überwiegend musikalischen Motiven (Sylva Lacinová, Miloš Axman). Zu den ausdrucksvollsten Ergänzungen dieser Siedlungsinfrastruktur gehörte der Bau eines Gastronomiebetriebs auf einem der fünf um die Straße Voříškova konzentrierten Hochhäuser.
Das auf das Dach eines dreizehnstöckigen Punkthauses in der Siedlung Kohoutovice gesetzte Restaurant Grandprix repräsentiert eine sehr spezielle Lösungsmöglichkeit für die soziale Infrastruktur der neu errichteten Wohnkomplexe. Der bis heute aktive Architekt Jaroslav Černý, von dem die Entwürfe eines großen Teils der Wohnhäuser in der Siedlung ausgearbeitet wurden, hat hier in Form eines zweistöckigen Restaurants mit Stahlkonstruktion und freitragenden verglasten Fassaden eine bedeutende Sichtdominante des gesamten umliegenden Raumes geschaffen. Der repräsentative gastronomische Betrieb mit einer Kapazität für 120 Personen sollte nicht nur für die Besucher der nahegelegenen Rennstrecke Grand Prix ČSSR, sondern gleichzeitig vor allem auch für die Bewohner der Siedlung Kohoutovice als exklusives Aussichtscafé dienen. Der im Erdgeschoss durch eine vorgesetzte Treppe mit mächtiger hervortretender Stahlmarkise akzentuierte Zugang zum Café wurde unabhängig vom üblichen Betrieb des Hauses platziert. Durch die Verglasung von Aufzug und Schacht im Dachteil wurde die Vertikalität des Objektes insgesamt hervorgehoben. Das Café Grand Prix wurde in die Zwischenetage mit Eingangshalle, sanitären Einrichtungen, Büroräumen und Garderobe gesetzt, was gleichzeitig den Restaurantbetrieb vom Wohnteil des Hauses isolierte. Die Innenräume des Cafés wurden logisch um den verglasten Außenmantel angeordnet und mit Sitzgelegenheiten von in zwei Reihen gruppierten Thonet-Halbsesseln und Typentischen mit Gusseisenunterbau ausgestattet. Das Café wurde von der im Mittelteil des Restaurants befindlichen Barecke aus bedient, von wo aus man auch die Treppe runterging oder den Schnellaufzug benutzen konnte.
Die äußere Form des Objektes ist heute immer noch sehr gut erhalten, im Jahr 2018 ist jedoch eine Sanierung des Außenmantels mit zur Zeit noch unklarem Ergebnis geplant.
KE