Im Rahmen der Ausstellung der zeitgenössischen Kultur in der Tschechoslowakei, die anlässlich des 10. Jahrestags der Gründung der Republik veranstaltet wurde, wurde auch die neueste Wohnungsbauweise anschaulich präsentiert. Im Stadtteil Žabovřesky wurde die Musterkolonie Nový dům (Neues Haus) erbaut und drei Bauten entstanden direkt auf dem Messegelände. Neben dem Pavillon der Prager Kunstgewerbeschule von Pavel Janák, der als Einfamilienhaus eines Buchhändlers konzipiert wurde, und dem Mietshaus von Josef Havlíček handelte es sich um das Musterhaus des Verwalters nach dem Entwurf von Oldřich Starý.
Während der Ausstellung waren diese komplett eingerichteten Musterbauten den Besuchern zugänglich und erst nach deren Beendigung wurden sie bewohnt. Es wurde angenommen, dass wenn sie sich in der Praxis bewähren, könnten sie zu Prototypen für die Serienproduktion werden. Ein solcher Prototyp benötigte ein detailliertes Durchdenken der Einrichtung, Konstruktion und Innendisposition. Die Bewertung einzelner Bauten in der Kolonie Nový dům verfasste aus dieser Sicht der Theoretiker und Vorsitzender des Verbands des tschechoslowakischen Werks Oldřich Starý, der auf funktionelle Unlogik einzelner Bauten hinwies. Er selbst entwarf mehrere Häuser für die Siedlung Baba in Prag, das Musterhaus des Verwalters aus dem Jahre 1928 blieb seine einzige Realisation in Brünn. Dieser Prager Architekt, Akademiker und Chefredakteur der progressiven Zeitschrift Stavba war ein unermüdlicher Propagator wissenschaftlichen Herangehens in der Architektur. Der ästhetischen Seite widmete er nicht viel Aufmerksamkeit und betonte die Zweckmäßigkeit und Wahrhaftigekeit der Formen.
Das Haus ist ein Beispiel des sparsamen, freistehenden Hauses für eine Familie mit zwei bis drei Kindern. Seine Ausdehnung überschreitet nicht die steuergünstige Grenze von 800 m3 und 80 m2. Die Fassaden wirken nüchtern und puristisch und werden nur durch Eingänge und unregelmäßig eingesetzte Fenster verschiedener Formate gegliedert. Der Haupteingang mit Türsturz und Markise ist an der Ostseite situiert. Durch die von der Straße her sichtbare Nordfassade verläuft ein Vertikalfenster, das die Treppe beleuchtet, außerdem ist dort der Garteneingang situiert. Die Westseite ist durch das Balkon und den Eingang auf die Terrasse durchbrochen. An der Südseite, die vom Areal des Messegeländes her sichtbar ist, befindet sich die Einfahrt in die Garage. Die Konstruktion besteht aus Eisenbetonskelett mit Pfeilern an den Ecken, inmitten der Außenmauern und einer Stütze inmitten des Baus, was gemeinsam mit dem Füllmauerwerk aus entlasteten Formziegeln eine fast montageartige Realisation des Baus ermöglichte. Trotz der Bemühung um Sparsamkeit entsprach das Haus völlig dem Hygienestandard der Zeit. Im Erdgeschoss befanden sich das Wohnzimmer mit Küchen- und Arbeitsnische, das Vorzimmer, die Terrasse, die Toilette und das Zimmer für Dienstmädchen, in der Etage dann Schlafzimmer der Eltern und Kinder, ein Badezimmer, die Toilette und ein Kabinett. Im Dachgeschoss waren Waschküche, Trockenraum und Dachterrasse untergebracht. Das Souterrain diente als Keller und Garage.
Das Interieur des Hauses ist bis heute im guten Zustand erhalten, nach Beendigung der Ausstellung diente es zunächst dem Verwalter des Messegeländes, später wurde es als Kindergarten benutzt und heute sind darin mehrere Arztpraxen untergebracht.