Das Mietshaus mit der sehr unkonventionellen Fassade repräsentiert eine solche Position der Architektur des Späthistorismus, die "an den Rand des damals Möglichen oder Akzeptablen geht", wie der Architekturhistoriker Pavel Zatloukal das Gebäude charakterisierte. Als Urheber des neuen Gebäudes, das durch die römische Jahreszahl an der Fassade auf das Jahr 1899 datiert wird, betrachtet er den damals angehenden Architekten Vladimír Fischer, jedoch scheint diese Urheberschaft nicht wahrscheinlich.
Auf dem durch Sanierung frei gewordenen schmalen Grundstück wurde ein neues Mietshaus in hohen, schmalen Proportionen mit einer vertikal komponierten zweiachsigen Fassade errichtet. Die sehr unkonventionelle Fassade ist eine Art "offenes Lehrbuch der Architektur" oder "ein Schaufenster aller künstlerischen Stile", die übereinander geschichtet ein bizarres Ganzes ergeben. Wir finden hier einen romanischen Bogenfries, gotische Wasserspeier, einen renaissancezeitlichen Staffelgiebel und eine Konche, eine barocke Marienstatue, Rokokomuschelwerk, klassizistische Pilaster oder antikisierende Ornamente. Die ausgeprägte Plastizität des überladenen Dekors, das fast die gesamte Fassade bedeckt, erweckt den Eindruck, dass das Haus eher ein skulpturales als ein architektonisches Werk ist.
Die Komposition der dekorativen Motive ruft das Gefühl einer zufälligen Laune oder eines ironischen Spiels mit verschiedenen Zitaten aus der Vergangenheit hervor. Von daher scheint es keine ernst gemeinte Schau historischer Stile darzustellen, sondern eine Art Mischung, "deren Ziel nur darin besteht, damit zu spielen und den Eindruck von Altertümlichkeit zu erwecken". ... "In ihrer ostentativen Antifunktionalität, Unlogik, kompositorischen und literarischen Überfrachtung ist die Fassade dieses Hauses eine romantische Spielerei, ein märchenhafter Rückblick auf die vergehende Epoche des Historismus". Ähnlich bizarre Fassaden, bei denen die Architektur des Späthistorismus zu solch extremen Positionen gelangt, findet man in Brünn mehrere, überwiegend im Werk von Germano Wanderley und seinen Schülern.
An den Familiennamen der Besitzer des Hauses Herzog erinnert der Großbuchstabe H im Portalgiebel. Im Inneren sind einige wertvolle Details zu erwähnen, wie die Stuckverzierung des Vestibüls, dessen dominierendes Element ein märchenhaftes Motiv aus großen skulpturalen Eulen ist, und das dekorative Metallgeländer des Treppenhauses.
Das Haus wurde sensibel restauriert und ist von außen gut erhalten. Es dient weiterhin als Mietshaus mit einem sensibel angepassten Geschäftsparterre.
PC