Královo Pole / Königsfeld 1918–1945

Das ursprünglich mittelalterliche Dorf, das in der Au des Ponawka-Baches entlang des von Brünn nach Svitava (Zwittau) führenden Königsweges (der heutigen Poděbradova-Straße) gegründet wurde, erfuhr seinen größten Aufschwung im Jahre 1844, als es zur Marktgemeinde erhoben wurde. Zu dieser Zeit konzentrierte sich hier die industrielle Produktion, wodurch Královo Pole (Königsfeld) zu der sich am dynamischsten entwickelnden Gemeinde in der Umgebung Brünns wurde. Außer der bedeutenden Königsfelder Maschinenfabrik (Královopolská strojírna) prosperierten hier mehrere Ziegeleien, Färbereien, eine Bierbrauerei und zahlreiche kleinere Fabriken. Später errichteten hier weitere Großunternehmen ihre Betriebsstätten wie zum Beispiel die Firma Alpa oder die Kunstgewerblichen Betriebe (Uměleckoprůmyslové závody). Die Bedeutung von Královo Pole zeigt sich auch auch in ihrer Straßenbahnverbindung, die bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen wurde. Die Strecke verlief entlang des neu angelegten sogenannten Kaiserweges (der heutigen Palackého-Straße), an dem schrittweise Gebäude mit bereits rein städtischem Charakter entstanden. Im Jahre 1885 wurde hier eine lokale Eisenbahnstrecke (die sogenannte Brünn-Tischnowitzer Bahn) gebaut, die jedoch hauptsächlich für den Gütertransport benutzt wurde. Zur gleichen Zeit wurde auch das bestehende Straßennetz durch eine neue Verkehrsstraße erweitert, die Královo Pole mit dem benachbarten Žabovřesky (Sebrowitz) und dem nahe gelegenen Husovice (Hussowitz) verband.


Im Jahre 1905 erhielt Královo Pole das Stadtrecht, was seine Bedeutung und auch seine Ambitionen noch verstärkte. Auf der Grundlage eines Bebauungsplans entstand ein in sich geschlossenes Konzept der künftigen Stadtentwicklung, und mit dem Ausbau der neu entworfenen städtischen Struktur westlich des ursprünglichen Zentrums (des heutigen Platzes Mojmírovo náměstí) wurde noch vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs begonnen. Entlang der Straße nach Žabovřesky (Sebrowitz) wurde der Platz Slovanské náměstí mit der anschließenden Achsenstraße Husitská und einem kompletten Straßennetz in seiner Umgebung angelegt. Die Bebauung wurde jedoch nur in der unmittelbaren Nähe des Platzes abgeschlossen; zum größten bauliche Aufschwung kam es erst nach Kriegsende, als Královo Pole gemeinsam mit weiteren Gemeinden an das sogenannte Velké Brno (Großbrünn) angegliedert wurde.


In der Zwischenkriegszeit war Královo Pole die am weitesten entwickelte und für bestimmte Zeit auch die am dichtesten bevölkerte Vorstadt Brünns. Wie die gesamte Stadt litt jedoch auch sie an einer fatalen Wohnungsnot. Eine Lösung boten die entstehenden Baugenossenschaften, die dank Darlehen und Förderungen durch Gemeinde, Land und Staat ihre Bauprojekte umsetzen konnten. Der Gemeinnützigen Bau- und Wohnungsgenossenschaft für Königsfeld und Umgebung (Obecně prospěšné stavební a bytové družstvo pro Královo Pole a okolí) gelang es auf diese Weise bis zur Mitte der 20er Jahre Dutzende Einfamilienhäuser und Mietwohnungen zu bauen (Häuserblocks zwischen den heutigen Straßen Vodova und Tyršova sowie eine Wohnkolonie zwischen den Straßen Dobrovského, Vackova, Purkyňova a Charvatská). Im Laufe der zweiten Hälfte der 20er Jahre gelang es, nahezu alle geplanten Straßenblocks an den Seiten der Straße nach Žabovřesky/Sebrowitz (der heutigen Skácelova-Straße) zu beenden - einschließlich zweier identischer spiegelverkehrter Eckgebäude des Architekten Jindřich Kumpošt, die einen monumentalen Eingang zum repräsentativen Boulevard (der heutigen Husitská-Straße) und dem neu renovierten Park am heutigen Platz Slovanské náměstí bildeten.


Das Problem der Wohnungsnot trat erneut in Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise nach 1929 deutlich zutage. Damals entstanden – meist primitiv gebaut und ohne amtliche Genehmigung – Not- und Arbeitersiedlungen mit Häusern aus altem wiederverwendeten Baumaterial. In Královo Pole wurde das sogenannte Diviš-Viertel – Shanghai genannt – errichtet und war wie zahlreiche andere Brünner Notsiedlungen Ausdruck des kritischen Zustandes, in dem sich der Wohnraum der sozial schwächeren Gesellschaftsschichten befand. Die Bautätigkeiten der 30er Jahre betrafen deshalb in erster Linie urbanistische Komplexe von Mietshäusern mit Sozialwohnungen, die von Baugenossenschaften oder privaten Baufirmen errichtet wurden. In Královo Pole befinden sich Häuser mit Kleinwohnungen in unmittelbarer Nachbarschaft des Platzes Slovanské náměstí, zwischen den Straßen Skácelova, Purkyňova und Vodova. Daneben wurde auch auf dem bis dahin freien Gebiet gebaut, das nach der Angliederung Královo Poles an Brünn entstand. Die Genossenschafts-Wohnkolonien Stavog und Blahobyt (Wohlstand) wuchsen auf diese Weise auf dem ehemaligen Militärareal (in der heutigen Tábor-Straße), die privaten Bauunternehmer der Firma Dvořák und Kuba nutzen dann die Parzelle der aufgelösten und abgerissenen Bierbrauerei Moravia in der Nachbarschaft des Parks Lužánky / Augarten (in den heutigen Straßen Staňkova, Střední a Vnitřní).


Das in der Zwischenkriegszeit bebaute Gebiet in Královo Pole stellte einen eigenständigen architektonisch wie urbanistisch in sich geschlossenen Raum dar, der nur in Ausnahmefällen seinen historischen Kern verletzte. Einen markanten Eingriff in die Struktur der Stadt bedeutete jedoch die Verlegung der ursprünglichen Eisenbahnstrecke im Jahre 1941 und der anschließende Bau eines neuen Bahnhofs nördlich der Achse des Platzes Slovanské náměstí. Královo Pole wurde auf diese Weise Bestandteil der Haupteisenbahnstrecke, die Prag, Brünn und Bratislava verband, und die folgende bauliche Entwicklung des Stadtteils verschob sich in Richtung Norden.

Name
Královo Pole / Königsfeld 1918–1945

Länge
km

Anzahl der Objekte
14

Beginn der Route
Štefánikova 123

Erstes Objekt
Mietshaus
C282


Öffentlicher Verkehr
Kartouzská (TRAM 1, 6)
Štefánikova (BUS 67, 81)


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