Veveří / Eichhorn 1918–1945

5 km

Die Architekturroute durch den Stadtteil Veveří (Eichhorn) umfasst das Gebiet zwischen zwei historischen Wegen, die aus Brünn hinaus nach Norden führten, der heutigen Veveří- und der Lidická-Straße. Während die Veveří (früher als Malá Nová ulice/Kleine Neugasse bezeichnet) zur gleichnamigen Burg und nach Tišnov (Tischnowitz) führte, war die Lidická-Straße (ursprünglich Velká Nová/Große Neugasse genannt) der wichtigste Brünner Verkehrsweg und führte über Královo Pole (Königsfeld) nach Svitavy (Zwittau) und von dort weiter nach Böhmen. An das allmählich wachsende Wohngebiet, das in der Umgebung beider Straßen bereits ab dem Mittelalter entstanden war, grenzten in der Lidická-Straße industrielle Objekte. Hier wurden die älteste Brünner Textilfabrik, mehrere Ziegeleien und eine Bierbrauerei gegründet. Dahinter wurden in Richtung Královo Pole Militärareale mit Kasernen, einem Exerzierplatz, Militärbaracken und weiteren Objekten angelegt.


Ein zusammenhängendes Wohnviertel entstand in diesem Stadtteil ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Vorwiegend Zinshäuser und öffentliche Gebäude verwandelten die beiden Hauptstraßen und ihre Umgebung in repräsentative Boulevards. Entlang der Lidická-Straße wurde der Abschnitt zwischen dem heutigen Platz Moravské náměstí und dem Park Lužánky (Augarten) bebaut. In der Umgebung der Veveří-Straße reichte das Straßennetz bis zu einer Häusergruppe, die als Tivoli (in der heutigen Jiráskova-Straße) bezeichnet wurde und gemeinsam mit den anliegenden Objekten der Tschechischen Hochschule (der heutigen VUT) bereits den Stadtrand bildeten.


Auf eben diese Örtlichkeiten konzentrierten sich die Bautätigkeiten nach dem ersten Weltkrieg, da es nach der Zusammenlegung der Stadt Brünn mit den Gemeinden der Umgebung im Jahre 1919 notwendig wurde, die urbanistische Verbindung mit den benachbarten Stadtteilen Žabovřesky (Sebrowitz) und Královo Pole (Königsfeld) zu realisieren. Anfang der 20er Jahre kam es zu einer Bebauung in den bereits neu festgelegten Straßenblocks zwischen den Straßen Nerudova, Zahradníkova und Kotlářská. Hier wurden vor allem Verwaltungsgebäude und großzügige Mietshäuser realisiert, deren Bau die Wohnungskrise der Nachkriegsjahre erforderlich machte. An diese Örtlichkeit knüpfte die schrittweise Bebauung der Kounicova-Straße an, die sich nun in eine neue repräsentative Straße verwandelte. Die älteren Objekte wurden hier durch neue öffentliche Gebäude ergänzt, die für die Landeshauptstadt, zu der Brünn nach der Entstehung der selbständigen Tschechoslowakei geworden war, notwendig wurden.


Einen grundlegenden urbanistischen Eingriff stellte in der Zwischenkriegszeit in diesem Stadtteil die Erneuerung des Gebietes zwischen den Straßen Lidická und Veveří dar. Hier breitete sich ein weitläufiger städtischer Friedhof aus, der noch lange Zeit nach seiner Auflösung im Jahre 1883 eine Verbindung der beiden Straßen verhinderte. Obwohl das Areal des Friedhofs im Jahre 1909 stark verkleinert und in einen Stadtpark umgewandelt wurde, blieb seine unmittelbare Umgebung unbebaut. Anfang der 20er Jahre wurde der Park geteilt, und in seinem südlichen Teil entstand ein botanischer Garten (der heutige Tyršův sad/Tyrš-Park), an den bis heute der Name der anliegenden Straße erinnert. An seinem nördlichen Rand wurde im Laufe der 20er Jahre ein neues Straßennetz festgelegt (die heutigen Straßen Sušilova, Tučkova, Bayerova und andere), das in den folgenden Jahren schrittweise bebaut wurde. Während es sich hierbei in den 20er Jahren um eine bunte Skala von Bauaufträgen handelte, richtete man in den 30er Jahren jegliche Aufmerksamkeit auf die Wohnproblematik. So wurden vor allem Mietshäuser gebaut, die in Zusammenhang mit der weltweiten Wirtschaftskrise zu aktuellen Objekten sozialen Wohnraums wurden.


Angesichts der hohen Kosten, die mit dem Bau neuer Objekte an bisher unbebauten Örtlichkeiten verbunden waren, wurde es auch notwendig, bereits bebaute Gegenden in den historischen Stadtteilen zu erneuern. In der Umgebung der Lidická-Straße stellte sich als günstigste Variante der Abriss bzw. Umbau von Industrie-Arealen heraus, die aus unterschiedlichen Gründen bereits ihren ursprünglichen Zweck verloren hatten, und deren Parzellen deshalb baulich genutzt werden konnten. In der Nachbarschaft des Stadtparks war dies beispielsweise das Areal der historischen Brünner Textilfabrik mit der anliegenden Arbeiterkolonie, die nach einem der Fabrikbesitzer, Heinrich Schmal „Šmálka“ (Schmalgasse) genannt wurde. Es handelte sich hierbei um die älteste Arbeitersiedlung auf dem Gebiet der österreichischen Monarchie, die hier bereits am Ende des 18. Jahrhunderts entstanden war. Sie bestand aus mehreren Dutzend niedriger, ursprünglich unverputzter Ziegelhäuser an der Stelle der heutigen Mezírka-Straße, deren Name bis heute an die enge Bebauung erinnert (mezírka = schmale Lücke; Anmerkung des Übersetzers). Obwohl die Kolonie selbst erst nach dem zweiten Weltkrieg verschwand, wurden die Gebäude der Textilfabrik bereits ab dem Ende der 20er Jahre abgerissen und durch neue Bauten ersetzt. Der ursprünglich abgeschlossene Block öffnete sich nun in Form eines neuen Straßennetzes, in dem Mietshäuser überwogen. Die einst enge Mezírka wurde verbreitert und mit der Passage eines entstehenden Hotels (des heutigen Hotels Slovan) in der Lidická-Straße verbunden. Auf der anderen Seite mündete sie in den náměstí Leoše Janáčka (Leoš Janáček-Platz), der in der Nähe von Janáčeks Haus angelegt wurde. Quer zur Mezírka verlief dann die Mášova-Straße, die sie vom heutigen Platz Moravské náměstí aus durch einen großzügigen Durchgang in einem monumentalen Mietshaus zugänglich machte.


Am Ende der 30er Jahre kam es auf ähnliche Weise auch zu einem Umbau des Gebäudekomplexes der Brauerei Moravia, der sich im unteren Bereich der heutigen Kotlářská-Straße befand. Die bedeutende Brünner Brauerei bekam die Folgen der Wirtschaftskrise deutlich zu spüren und musste ihren Betrieb in diesen Räumen einstellen. Die Regulierungsabteilung des städtischen Bauamtes entwarf an ihrer Stelle ein neues Straßennetz, in dem anschließend private Baumeister komplette Wohnhäuserblocks errichteten. Auf diese Weise wurde im Laufe der 30er Jahre das Gebiet in der Nachbarschaft des Augartens bebaut, sodass die heutigen Straßen Staňkova, Střední und Vnitřní entstanden. Unmittelbar vor der Besetzung und in den ersten Jahren des zweiten Weltkrieges wurde auch die Bebauung zwischen den Straßen Kotlářská, Dřevářská, Bayerova und Štefániková realisiert. So wurden die Folgen der Wohnungskrise, die Brünn die ganze Zeit der ersten Republik über begleitet hatten, zumindest zum Teil gemildert.
Die urbanistische Gestalt des Stadtteils Veveří wurde nach dem Ende des zweiten Weltkrieges durch eine Erneuerung des südlichen Teils der Kounicova-Straße stark verändert. An der Stelle der Arbeiterkolonie Šmálka entstand das dominante Gebäude des Hotels Contintal und weitere Objekte in seiner Umgebung. Die weiteren Bauaktivitäten konzentrierten sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in erster Linie auf die Bebauung der freien Parzellen, die nach der Angliederung der Gemeinden der Umgebung an Brünn entstanden waren, in diesem Fall an den Grenzen zu Žabovřesky (Sebrowitz) und Královo Pole (Königsfeld).
 

Name
Veveří / Eichhorn 1918–1945

Länge
5 km

Anzahl der Objekte
51

Beginn der Route
Moravské náměstí 755, 947

Erstes Objekt
Haus der Falkensteiner-Stiftung
C231


Öffentlicher Verkehr
Moravské náměstí (TRAM 1, 6)
Moravské náměstí (TRAM 2, 3, 4, 5, 8, 9, 10, 12)
Moravské náměstí (BUS 81)
Česká (TROL 32, 34, 36)


GPS
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Objekte auf der Route

C231 Haus der Falkensteiner-Stiftung Haus der Falkensteiner-Stiftung
C231
Adaption und Aufstockung der Ärztlichen Vorschusskasse
C232
Mietshaus
C233
Mietshaus
C234
C235 Hotel Passage (Slovan) Hotel Passage (Slovan)
C235
C236 Mietshaus Mietshaus
C236
C237 Mietshaus Mietshaus
C237
C238  Mietshaus Mietshaus
C238
C239 Mietshäuser Mietshäuser
C239
C240  Kirche der Hussitischen Gemeinde Kirche der Hussitischen Gemeinde
C240
C241 Masaryk-Schülerheim Masaryk-Schülerheim
C241
C242 Mietshäuser Mietshäuser
C242
Pensionsversicherungs- -instutut
C243
C244 Feuerwehrzentrale Feuerwehrzentrale
C244
C245 Mietshaus Mietshaus
C245
Mietshaus
C246
C247 Mietshäuser Mietshäuser
C247
C248 Mietshäuser Mietshäuser
C248
C249 Mietshäuser Mietshäuser
C249
C250 Mietshäuser Mietshäuser
C250
C251 Mietshäuser Mietshäuser
C251
C252 Mietshäuser Mietshäuser
C252
C253 Mietshäuser Mietshäuser
C253
C254 Mietshäuser Mietshäuser
C254
C255  Mietshäuser der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Úspora (Einsparung) Mietshäuser der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Úspora (Einsparung)
C255
C256  Mietshäuser der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Úspora (Einsparung) Mietshäuser der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Úspora (Einsparung)
C256
C257 Mietshäuser Mietshäuser
C257
Krankenkasse der Privatbeamten und Bediensteten
C258
C259 Landesbüro und Mietshaus des Allgemeinen Pensionsversicherungsinstituts Landesbüro und Mietshaus des Allgemeinen Pensionsversicherungsinstituts
C259
Thonet-Beamtenhaus
C260
C261 Bezirkskrankenkasse Bezirkskrankenkasse
C261
C262 Mietshäuser der Arbeiter- -Unfallversicherung für Mähren und Schlesien Mietshäuser der Arbeiter- -Unfallversicherung für Mähren und Schlesien
C262
C263 Ambulatorium der Bezirkskrankenkasse Ambulatorium der Bezirkskrankenkasse
C263
C264 Landesmilitärkommando Landesmilitärkommando
C264
Wettbewerb für den Akademické náměstí (Akademieplatz)
C265
C267 Mietshäuser Mietshäuser
C267
C268 Mietshaus Mietshaus
C268
C269  Mietshäuser des Pensionsversicherungs- -instituts Mietshäuser des Pensionsversicherungs- -instituts
C269
C270 Handelsakademie Handelsakademie
C270
C271 Anbau einer Schule Anbau einer Schule
C271
C272 Direktion der Post- und Telegraphenämter Direktion der Post- und Telegraphenämter
C272
Direktion der Staatsbahnen
C273
C274 Sokol-Gebäude und Gesellschaftszentrum Stadion Sokol-Gebäude und Gesellschaftszentrum Stadion
C274
C275 Deutsche Masaryk Volkshochschule Deutsche Masaryk Volkshochschule
C275
C276 Mietshaus mit der Konditorei Kolbaba Mietshaus mit der Konditorei Kolbaba
C276
C277  III. Landhaus III. Landhaus
C277
C278 Wohn- und Mietshaus mit Ordination von Dr. B. Frejka Wohn- und Mietshaus mit Ordination von Dr. B. Frejka
C278
C279 Mietshäuser Mietshäuser
C279
C280  Einfamilienhäuser Einfamilienhäuser
C280
C281 Einfamilienhäuser Einfamilienhäuser
C281
C266 Juristische Fakultät Juristische Fakultät
C266