Kamil Fuchs

Architekt/in

Kamil Fuchs ist am 4. Dezember 1930 in Brünn geboren als Sohn des Architekten Bohuslav Fuchs und seiner Gattin Drahomíra, Bildnerin und Textildesignerin für das Familienunternehmen AKA, das sich auf Wohnungsdesign und künstlerische Einrichtungsgegenstände orientierte. Das Familienumfeld, stark im Brünner Kunstmilieu verankert, orientierte ihn zum Beruf seines Vaters und Kamil Fuchs begann an der Brünner Fakultät für Architektur und Bauwesen zu studieren. Seine Studien schloss er erfolgreich im Jahre 1953 ab.  

 

Professionell betätigte er sich langfristig im Projektionszentrum des Staatshandels in Brünn und anschließend in der Brünner Zweigstelle des Staatlichen Instituts für die Rekonstruktion von Denkmalstädten und  -objekten (SÚRPMO). Rekonstruktionen historischer Bauten sowie Denkmale moderner Architektur  einschließlich ihrer Interieurs wurden allmählich zu seinem Hauptinteresse und Hauptthema, welchem er sich in seiner aktiven Karriere  intensiv sowohl in der Praxis als auch theoretisch widmete. Für seine Heimatstadt bereitete er zahlreiche  Entwürfe von Renovierungen und Herrichtungen  wichtiger historischer Stellen der Stadt  vor – gemeinsam mit dem Direktor der Brünner Zweigstelle von SÚRPMO, Josef Němec, Schüler und Mitarbeiter von Bohuslav Fuchs, arbeitete er im Jahre 1958 an dem Projekt der Aussichtsterrassen auf dem Petrov-Hügel; am Ende der 70er Jahre adaptierte er für aktuelle Bedarfe der Stadt einen der mittelalterlichen Eingänge in die Stadt – das Měnín-Tor (1978–1982). 

 

Seine wichtigste Rekonstruktion war ohne Zweifel  das Projekt der Renovierung der Villa Tugendhat in den Jahren 1981–1985. Als Leiter eines der Ateliers von SÚRPMO beschäftigte er sich mit seinem Team (Josef Janeček, Jarmila Kutějová und Adéla Jeřábková) mit der Rettung des Denkmalcharakters des Gebäudes und dessen Anpassung den Repräsentationszwecken  der Stadt und Regierung. Diese Rekonstruktion wurde jahrelang mit Unrecht negativ bewertet – ihr Ergebnis war nämlich entscheidend durch den Investor beeinflusst, durch dessen Eingriffe manche ursprüngliche Elemente teilweise entwertet wurden, die sich das Autorenteam mit Fuchs an der Stirn zu erhalten wünschte.  Das Renovierungsprojekt selbst war jedoch von hoher Qualität und wurde auf der Biennale der Architektur in Sofia im Jahre 1987 preisgekrönt.

 

Während seiner architektonischen Karriere arbeitete Kamil Fuchs regelmäßig mit seinem Vater zusammen. Sie konzentrierten sich gemeinsam auf die urbanistische Lösung historischer Städte und Herrichtungen ihrer öffentlichen Räume. Die Umgestaltung des Freiplatzes an dem Nationaltheater in Prag wurde zwar in der ersten Hälfte der 60er Jahre nicht realisiert, das kontroverse und nicht besonders gut akzeptierte Projekt des neuen Kaufhauses auf dem denkmalgeschützten Hauptplatz in Jihlava aber schon (1969–1970). Im Jahre 1993 reagierte er zum letzten Mal  auf das Schaffen seines Vaters  im Projekt der Replik seines funktionalistischen Cafés Zeman aus dem Jahre 1926 (gemeinsam mit dem Atelier ERA und Architekten Pech und Janíková), das in den 60er Jahren wegen des in der Nachbarschaft zu erbauenden Janáček-Theaters abgerissen worden war.

 

Kamil Fuchs starb am 13. 8. 1995 in Brünn. Bestattet ist er auf dem Zentralfriedhof gemeinsam mit seinem Vater, dessen einfachen funktionalistischen  Grabstein  mit dem posthumen Handabguss von Bohuslav Fuchs er selbst entworfen hatte. 

KE

Architekt/in
Kamil Fuchs

Geburtsdatum
4. 12. 1930 Brno

Todesdatum
13. 8. 1995 Brno