Anfang der 30er Jahre entschied sich MUDr. Václav Šilhan, der seit 1924 an der Frauen- und Geburtsklink in Brünn tätig war, ein eigenes gynäkologisches Sanatorium zu errichten. Die architektonische Planung des Objekts in der Straße Veveří vertraute er Jan Víšek an, und diesem gelang es ein modernes Gebäude zu entwerfen, deren minimale Ästhetik mit der neuesten technischen Ausstattung der Klinik korrespondierte. Der Architekt arbeitete mit dem Auftraggeber auch in der zweiten Bauphase zusammen, die das angrenzende Privathaus der Familie Šilhan miteinschloss.
Das sechsstöckige Gebäude des Sanatoriums wurde hinsichtlich des Grundrisses und der Raumverteilung mit besonderem Scharfsinn entworfen, und zwar so, dass die Räume der Klinik gemäß ihrer Funktion aneinander anschlossen und den Patienten maximalen Komfort boten. Der Eingang befand sich in der Durchfahrt im linken Teil des Gebäudes, über die man in die Empfangshalle und den Warteraum gelangte. Von hier aus gingen die Klienten ins Sprechzimmer und anschließend in die Arztpraxis, an die ein Raum mit Röntgenapparaten und ein Labor anschlossen. Nach der Untersuchung stand ihnen ein Ruheraum mit Toilette und Waschraum zur Verfügung, der zurück in in die Eingangshalle führte. Im ersten Stock befanden sich Ein- und Zweibettzimmer, eine Küche und ein ärztliches Empfangszimmer, über das man auf eine Gartenveranda gelangte; im zweiten Stock war zusätzlich ein geräumiger Operationssaal untergebracht. Auch im dritten und vierten Stock gab es Patientenzimmer und Nebenräume sowie im vierten Geschoss eine Terrasse. Die einfache, durch längliche Fenster gegliederte Straßenfassade ist durch die vertikale Glaswand des Treppenhauses akzentuiert. Die Einfahrt an der linken Seite wird kompositorisch durch das große Fenster des Operationssaals im zweiten Stock ausgeglichen.
Kurz nach der Fertigstellung des Sanatoriums entschied sich Václav Šilhan für den Bau eines eigenen Hauses auf der angrenzenden Parzelle. Die Fassade knüpft formell an das ältere Gebäude an und ist hier lediglich im Bereich von Souterrain und Erdgeschoss mit hellen Fliesen verkleidet. Im Souterrain befanden sich ein großer Gemeinschaftssaal mit Klavier, der sich zum Garten hin öffnete, sowie ein Essbereich an der Straßenseite. An diesen schlossen ein Raum zur Vorbereitung der Speisen und eine Küche an, die im Souterrain des Sanatoriums untergebracht waren, wo sich auch eine Speisekammer, Kellerräume und die Wohnung des Hausmeisters befanden. Von der Gemeinschaftshalle führte eine Treppe ins Erdgeschoss, das abermals mit dem benachbarten Gebäude verbunden war und wo ein Labor sowie Rehabilitationsräume lagen. Im ersten Stock waren eine erhöhte Halle, Kinder- und Gästezimmer sowie ein Zimmer für den Herrn des Hauses untergebracht, das mit dem ärztlichen Empfangszimmer im Gebäude des Sanatoriums verbunden war. Der zweite Stock enthielt die Schlafzimmer der Familie, der dritte Stock stellte eine Erweiterung des Sanatoriumbereichs mit weiteren Patientenzimmern dar, und im vierten Stock befanden sich Schlafzimmer für das Personal sowie eine Terrasse. Einzigartig war auch die Innenraumgestaltung beider Gebäude, wie z.B. die Auskleidung der Badezimmer mit Opaxit (gefärbtes Glas, traditionelles Produkt des tschechischen Glasindustrie – Anm. des Übersetzers, die Einrichtung der Patientenzimmer und Gemeinschaftsräume mit modernen Möbeln aus gebogenem Stahl oder die Marmorverkleidung der Gemeinschaftshalle.
Václav Šilhan schloss sich während des zweiten Weltkriegs der nationalen Widerstandsbewegung an; dabei gab er 100 000 Kronen für medizinisches Material aus. Im Jahre 1942 wurde er deshalb von der Gestapo festgenommen und ins Konzentrationslager Mauthausen abtransportiert, wo er höchstwahrscheinlich umkam. Sein Privatsanatorium wurde im Jahre 1954 Bestandteil der Frauen- und Geburtsklinik des Fakultätskrankenhauses Brünn und diente weiterhin seinem Zweck. Unter dem kommunistischen Regime erreichten jedoch die Bedingungen für die Patienten längst nicht das Niveau der Vorkriegszeit. Nach der Wende wurde die Klinik restituiert und der private Eigentümer baute die Innenräume nach einem Großbrand im Jahre 2006 völlig um.