Das Verwaltungsgebäude des Stadtausschusses der KPTsch, heute oft als das Weiße Haus bezeichnet, stellt ein von den bedeutendsten Beispielen der modernistischen Architektur in Brünn dar, zumal es in einem guten authentischen Zustand erhalten ist. Das achtgeschossige Gebäude am nordwestlichen Rand des städtischen Bezirks am Žerotín-Platz wurde 1974-1976 nach Plänen der Architekten Miroslav Spurný und František Jakubec als Hauptsitz und Büros der Vertreter der Kommunistischen Partei realisiert. Des politisch-gesellschaftlichen Hintergrundes wegen wird es oft von der Öffentlichkeit negativ beurteilt, gleichwohl es sich um ein qualitativ herausragendes Beispiel der Baukunst der siebziger Jahre handelt, darüber hinaus reagiert es in schöpferischer Weise auf aktuelle ausländischen Trends, vor allem auf die Nachkriegsarbeiten von Le Corbusier und Oscar Niemeyer.
Miroslav Spurný, Schüler der funktionalistischen Architekten Bohuslav Fuchs und Bedřich Rozehnal, wirkte lange Jahrzehnte im Brünner Stavoprojekt [staatliche Organisation, die alle Projektanten vereinte, Anm. d. Ü.] und war auf die Typologie der Krankenhausbetriebe spezialisiert. Dem Bürogebäude für die Kommunistische Partei gaben Spurný zusammen mit Jakubec die Gestalt eines Hochblocks mit vorgehängter montierten Fassade, der die Sichtachse der benachbarten Straßenzeilen ergänzt und gleichzeitig ein materielles Gegengewicht zu den benachbarten historisierenden Palästen aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts und der neugotischen Jan-Amos- Komenský- Kirche bildet. Der Sitz der städtischen Kommunistischen Partei füllte die frei gewordene Parzelle des provisorischen Gebäude des tschechischen Theaters aus, das hier in den Räumen der ehemaligen Gaststätte U Marovských/Bei Marovský seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis in die Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts gewirkt hatte, dann wegen des schlechten technischen Zustandes abgebrochen wurde. In dieser Zeit rechnete man endlich – nach einem halben Jahrhundert der Suche nach einer architektonischen Lösung für ein Theatergebäude - mit der Errichtung eines neuen Janáček-Theaters auf der Straße Koliště/Glacis.
Die leichte, fast durchgehend verglaste Wand der Fassade des ehemaligen Stadtausschusses der Kommunistischen Partei bedeckt auch die Administrationsetage, Fensterfelder von verschiedenen Größen und Formen sind in dezente Aluminiumrahmen gesetzt und in deren bräunlich gefärbtem Glas spiegelt sich wirkungsvoll die Umgebung wider. Das Erdgeschoß und die erste Etage sind gegenüber der selbsttragenden durchglasten Fassade leicht zurückgesetzt und zusätzlich mittels vorgebauten rechteckigen Pfeiler rhythmisiert. Den Natursockel des Gebäudes bildet parkähnliches Grün, das auch das Souterrain rahmt. Den Haupteingang akzentuierte eine lange vorgestellte Stahlmarkise, die als Bedachung des Treppenaufganges und als Balkon für die nächste Etage diente. Die Architekten Spurný und Jakubec kombinierten raffiniert die Formreinheit des administrativen Hauptteils mit der offenen Terrasse auf dem Dach mit der Plastizität und den fast skulpturalen Qualitäten anderer Funktionsglieder. Die Treppenhäuser situierten sie in zwei mächtige zylindrische Türme außerhalb des Hauptgebäudes an den südwestlichen und nordöstlichen Rand und beleuchteten sie mit Hilfe von einer durchgehenden Vertikale der abgerundeten Fensterbänder.
Den Vortrags- und Konferenzsaal für nahezu 300 Personen verlegten die Architekten in einen verbogenen dreigeschossigen zum Žerotín-Platz orientierten Tubus. Seine Steinverkleidung brechen im unregelmäßigen Rhythmus schmale Fenster entlang der ganzen Länge durch. Für den Bau des Administrationsgebäudes des Stadtausschusses der Kommunistischen Partei wurde ganze Menge vom qualitätsvollen Materialien benutzt – die überhöhte Eingangshalle mit einem offenen balkonartigen Umgang sowie große Teile der Gänge wurden mit Mahagoniholz verkleidet, die vollen Partien der Außenfassade sind mit kleinteiligen keramischen Kacheln überzogen, die Innenräume der Treppenhäuser haben blau strukturierte Fliesen und zierliche Glasbrüstungen.
Nach der Wende 1989 bekam das Verwaltungsgebäude eine neue Zweckbestimmung. Das Haus wurde in ein Gesundheitszentrum der Poliklinik verwandelt und ehemalige Kanzleiräume des Ausschusses der kommunistischen Partei wurden zu Kinderarztpraxen. Das Weiße Haus diente überdies im Laufe der Nachwendejahre als Sitz der Höheren Fachschule für Gesundheitswesen, für kulturelle Aktionen und neuerdings auch als Café. Die Statue des Klement Gottwald von František Navrátil, seit der ersten Hälfte der achtziger Jahre vor dem Haupteingang des Gebäudes aufgestellt, wurde beseitigt und durch die Skulptur eines Mimen von Jiří Marek von 1986 ersetzt, die an die Theatervergangenheit des Grundstücks erinnern soll. Trotz seines architektonischen und historischen Wertes wird das ehemalige Gebäude des Stadtausschusses der KPTsch, ähnlich wie die Mehrheit der Nachkriegsbauten in der Republik, nicht denkmalgeschützt. Dadurch blickt das Gebäude einer unsicheren Zukunft entgegen, es kann jederzeit ohne größere Schwierigkeiten abgerissen oder komplett und unsensibel umgebaut werden. Nach langjährigen Diskussionen über das Schicksal des Bauwerkes auf einem attraktiven Grundstück am direkten Rand des historischen Stadtkerns spricht man in letzten Monaten intensiv über die Variante, dass der Eigentümer des Objekts, die Stadt Brünn, es mit der Masaryk-Universität für die Zwecke des Instituts für das Rechnungswesen tauscht.
KE