Die in einem neobarocken Palais an der Kreuzung der Straßen Česká, Středová und Veselá untergebrachte Milchbar Sputnik stellte ab Ende der fünfziger Jahre eines der wichtigen Brünner Schnellimbisszentren dar, deren Innenräume eine vom Brüsseler Stil inspirierte Ästhetik verrieten. Das Gebäude, in dem sich die Milchbar befand, wurde 1914 nach den Plänen des Architekten Artur Weiss als Sitz der Ersten allgemeinen österreichischen Versicherung errichtet. In der Zwischenkriegszeit wurde es anhand der Pläne von Bohumír Čermák zu einem Kino umgestaltet, und ab 1935 diente es als Kaufhaus mit Erfrischungen von der Olmützer Gesellschaft ASO (Andr und Sohn Olmütz), die in den dreißiger Jahren in der ganzen Republik ein Einkaufszentrennetz aufbaute. Nachdem die meisten vergleichbaren Einrichtungen mit dem Wandel der politischen Ordnung verstaatlicht worden waren, begannen die Imbissstuben von dem staatseigenen Betrieb Restaurace a jídelny (RaJ, Restaurants und Kantinen) verwaltet zu werden. Von ihm wurde auch die Milchbar Sputnik betrieben, die im September 1959 in demselben Haus eröffnet wurde und dessen Name und Logo an den ersten, zwei Jahre zuvor in die Erdumlaufbahn geschickten sowjetischen Satelliten erinnerte.
Hinter dem Entwurf des Buffetinnenraums stand der Bildhauer und Bildende Künstler Jaroslav Brychta, der lange Zeit als Ausbilder und Direktor der Glasfachschule von Železný Brod tätig war. Der Autor, dessen Tierfiguren aus Glas unter anderem 1958 gerade auf der Brüsseler Ausstellung EXPO ausgezeichnet worden waren, hatte auch eine mit Architektur verbundene Realisierung hinter sich – den Holzbau des eigenen Familienhauses in Železný Brod (1934) oder die Innenräume der Milchbar in der Brünner Bahnhofstraße (Nádražní, 1958), wo er mit dem Architekten Zdeněk Řihák zusammenarbeitete. Durch den in die runde Hausecke gelegten Haupteingang gelangte man in das Erdgeschoss mit Buffetverkauf, während das obere Stockwerk dann einer Restauranteinrichtung der höheren Kategorie vorbehalten war, wo den Kunden auch geräumige Sitzgelegenheiten zur Verfügung standen. Ähnlich wie die Milchbar am Bahnhof kombinierte auch das Sputnik abgehängte, von Neonröhren umsäumte Unterdecken organischer Formen, Metallrohre an den Verkaufspulten und Tischen zusammen mit Verkleidungen aus Stein, Kacheln und dem Umakart genannten, mit Kunststoff überzogenen Presskarton, bzw. mit dem Laminat der Sitzmöbel.
Der Betrieb der Milchbar wurde in den neunziger Jahren eingestellt und sein Interieur ist nicht erhalten geblieben, gegenwärtig werden die Räumlichkeiten als Geschäfte genutzt.
KE