Das in Mähren seinerzeit erste und schon sehr moderne ausgedehnte Areal zur Therapie von psychiatrischen Beschwerden wurde bereits in der ersten Hälfte der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts auf einer unbebauten Freifläche in der Nachbarschaft der südöstlich von Brünn gelegenen damals selbständigen Gemeinde Černovice errichtet. Die Wahl eines abgelegenen Standorts hängt mit einer gewissen Trennung geistig Kranker von der gesunden Bevölkerung Brünns zusammen, was in ganz Europa für den Bau ähnlicher Areale typisch ist. Das ausgedehnte und deutlich horizontal konzipierte Neorenaissance-Objekt des Krankenhauses mit Innenhof und Kapelle wurde von Josef Seifert und Ludwig von Zettl entworfen und von dem Baumeister Josef Arnold realisiert. Der symmetrisch abgehandelte Psychiatriepavillon mit Eingangsrisalit und Attika evozierte Hofpaläste und wurde in das Zentrum eines Erholungsparks gesetzt. Das medizinische Areal wurde nach und nach um weitere Betriebsgebäude ergänzt. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts war auch die Errichtung einer Bettenabteilung für Intensivpflege für Patienten mit akuten lebensbedrohlichen Diagnosen erforderlich. Das Projekt des selbständigen, ganz am Rande des Krankenhausbereichs entlang der Straße Húskova platzierten Pavillons wurde von Karel Volavý, einem gelernten Steinmetz, Bildhauer und gleichzeitigen Absolventen der Brünner Fakultät für Architektur und Hochbau ausgearbeitet, der sich bei seiner architektonischen Arbeit besonders auf die Typologie von medizinischen Einrichtungen konzentrierte (Poliklinik für Slovnaft in Bratislava, II. pathologisch-anatomisches Institut des Kinterkrankenhaus im Brünner Stadtteil Černá Pole, medizinisches Zentrum in Adamov).
Die Bettenabteilung für Intensivpflege gstaltete Architekt Volavý in Form eines historisierenden zweistöckigen Baus, der mit seinem länglichen Grundriss und den Eingangsrisaliten an beiden Enden einen vereinfachten Positivabdruck des gegenüberliegenden zentralen Pavillons darstellt. Die drei unfauffällig eingerückten, regelmäßig verteilten Gebäudeeingänge im Erdgeschoss sind vom Park her zugänglich; der in Richtung Húskova-Straße liegende Hintereingang befindet sich in einem zylinderförmigen Treppenhausvorbau in der Mitte des Objektes und wird von einer Kuppel abgeschlossen. Der architektonische Ausdruck des Pavillons wird durch die glatt verputzten Fassaden gebildet, die von einfachen, im ersten Stock sehr schmalen Fenstern, kombiniert mit runden Fensterluken, bzw. zwei mit geometrisch verzierten Fensterbrüstungsplatten versehenen Bogenfenstern durchbrochen werden. Die leicht schwerfällige Baumasse bildet zusammen mit dem historisierenden architektonischen Dekor, allem voran mit dem kleinen zentralen Stufengiebel, einen Gegenpol zu dem luftigen, vom Brüsseler Stil beeinflussten Psychiatriepavillon des Architekten Zdeněk Kříz, der ein Jahrzehnt zuvor im Areal des Krankenhauses von Bohunice eröffnet worden war.
Der Pavillon für Intensivpflege in Černovice ist mehr oder weniger in authentischem Zustand erhalten geblieben, seine Fenster und Eingangstüren wurden jedoch komplett durch neue aus Kunststoff ersetzt, die dem Gesamterscheinungsbild des historisierenden Objektes nicht zuträglich waren.
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