Der Pavillon der psychiatrischen Klinik in Bohunice repräsentiert den ersten realisierten Nachkriegsbeitrag zum Aufbau eines modernen Klinikzentrums im Südwesten Brünns. Er ist zugleich auch das erste Beispiel für eine spezialisierte psychiatrische Bettenstation in der Tschechoslowakei nach 1945. Der über einen langen Zeitraum auf medizinische Einrichtungen ausgerichtete Brünner Architekt Bedřich Rozehnal war unter anderem auch Autor der mit Anerkennung bedachten Landeskinderklinik in Černa Pole. Bereits im Laufe der vierziger bis fünfziger Jahre, als er sich intensiv mit Entwürfen für den Bau des Krankenhauses, und zwar einschließlich eines Psychiatriepavillons beschäftigte, hatte er eine ganze Zone entlang der nach Jihlava führenden Hauptstraße als geeignetes Gelände für den Klinikkomplex ausgewählt. Große Verdienste an der Entstehung des Pavillons hatte der Arzt Josef Hladík, der Leiter der Psychiatrieklinik am St. Annen-Krankenhaus, dessen Versorgungssituation bereits damals unzureichend war. Ein eigenständiges Objekt für die Heilung von geistigen Beschwerden wurde schließlich erst zehn Jahre später im Jahr 1965 fertiggestellt.
Der architektonische Entwurf der psychiatrischen Klinik in Bohunice, die außer 130 Betten auch die technischen Voraussetzungen für ambulante Versorgung, Wissenschaft, Forschung, die Ausbildung von Studenten sowie für therapeutische Freizeitgestaltung mitbringen sollte, wurde daraufhin im Jahr 1960 von dem im Atelier von František Zounek tätigen Architekten Zdeněk Kříž ausgearbeitet. Den Pavillon brachte er in die Form eines gemäßigten modernistischen, vom Brüsseler Stil beeinflussten Gebäudes mit ausgearbeiteten Details, das mit seiner Umgebung ungewöhnlich gut harmonierte und in den Innen- und Außenräumen von modernen Kunstwerken abgerundet wurde. In vielerlei Hinsicht knüpfte er dabei an Rozehnals Aktivitäten und Visionen an, indem er bei der Ausarbeitung des Entwurfs eng mit aktuellen Vertretern der psychiatrischen Wissenschaft so zusammenarbeitete, dass die Klinik ihren funktionalen Anforderungen und den Bedürfnissen der Menschen mit geistigen Störungen am besten entsprach.
Der in die Nachbarschaft des Zwischenkriegskrankenhauses von Oskar Poříška gesetzte Psychiatriepavillon bestand aus mehreren, visuell und höhenmäßig unterschiedlichen Teilen, die in einem L-förmigen Grundriss als einheitliches Ganzes miteinander verbunden waren. An den sechstöckigen Bettenteil schließt ein schmaler zweistöckiger vorgesetzter Block an, der fließend in einen nach Süden hin abgeknickten massiveren Flügel mit Hörsälen und ambulanter Versorgung übergeht. Die hellgrauen Brisolitfassaden werden durch die leicht eingerückten Fensterreihen und die von ihnen farblich abweichenden braunroten Fenstereinfassungen rhythmisiert. Als Kontrastelemente zu den glatten genügsamen – im Osten mit subtilen durchgehenden Balkonen versehenen – Fassaden dienen den Treppenhaustrakt beleuchtende Streifen aus bunten Glasbausteinverfüllungen im Osten, die Steinverkleidung des Souterrains mit einer Reihe von Pfeilern sowie die deutlich hervortretende Stahlbetonmarkise über dem Eingang, die von mit gelben Kacheln verzierten Pfeilern getragen wird. Die zum Hof gerichtete Südfassade hat Kříž plastisch entworfen, indem er die einzelnen zweiteiligen Fenster in den vier Oberstockwerken durch ein hervorspringendes Viereckraster unterteilte. Die Verspieltheit im Ausdruck und die Leichtigkeit werden darüberhinaus durch kleine orangenfarbige, die Fenster komplett umsäumende Kacheln und durch den Buntglasstreifen der Eingangshalle von Oldřich Vašica gefördert, der aus der zusammenhängenden Fensterflucht im Erdgeschoss hervortritt. Architekt Kříž schuf eine wirkungsvolle Sichtachse, die vom therapeutischen Park mit Teich und der Statue Mutter mit Kind von Vincenc Makovský in Richtung Südeingang zu den Tagesambulanzen verläuft. Der Südeingang befindet sich unter einem lockeren Säulengang, der den Hörsaal im ersten Stock trägt. Dieser wurde durch gegliederte Fenster mit bunt geätztem Glas beleuchtet, das von außen noch von schwarzem Opaxitglas ergänzt wird.
Die seinerzeit außergewöhnlich moderne psychiatrische Facharbeitsstätte mit der sehr gelungenen architektonischen Bearbeitung ist außen und in einigen Teilen auch innen bis heute in der ursprünglichen Form erhalten geblieben und wird auch weiterhin zu den gleichen Zwecken genutzt. Für Ende 2018 und das Jahr 2019 ist jedoch eine Renovierung der Außenfassaden mit einem zur Zeit unklaren Ergebnis geplant.
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