Die Grundschule Úvoz wurde zum Bestandteil der Infrastruktur der kleinen Siedlung Úvoz, die die neu durchbrochene Straßentrasse am Fuß des Kuhberges/Kraví hora in Richtung Konečný-Platz rahmte. 1959-1962 entstanden hier unter der Aufsicht des vielköpfigen Teams geführt von Miloš Kramoliš und Zdena Kopecká eine Reihe von Wohnblocks, die noch mit Hilfe der Ziegeltechnologie gebaut wurden. Gleichzeitig entstehende Mietshäuser kombinierten die mehr traditionsartige Architekturauffassung des ausklingenden gemäßigten sozialistischen Realismus bei dem abgewinkelten Block auf der Westseite des Ùvoz mit dem progressiveren Nachkriegs-Modernismus. Dieser kam zur Geltung auf der gegenüber liegenden Straßenseite in Gestalt der zehngeschossigen Hochhäuser mit abgeschrägten Dächern und versetzten siebengeschossigen Wohngebäuden mit eleganten durch seitliche Röhrengitter der Brüstung geschmückten Balkonen.
Die Grundschule mit siebenundzwanzig Klassen situierte der Architekt Jaroslav Ledvina am Fuße eines hügeligen Terrains im Westen der Straßenfront, wo er in unmittelbarer Nachbarschaft auch einen Kindergarten errichtete. Der Brünner Architekt Ledvina beschäftigte sich intensiv seit dem Beginn der fünfziger Jahre mit Entwürfen für Schulgebäude und hatte eine Reihe von fertiggestellten Bauten vorzuweisen, sowohl in Brünn (Grundschule Botanická-, Merhautova- Straße) als auch in anderen Städten (Technische Fachschule in Žďár nad Sázavou/Saar). Theoretisch und praktisch konzentrierte sich der Architekt auf die Möglichkeit der Typisierung in der Architektur – die Grundschule Úvoz ist eine Parallele zu der Grundschule am Bakala-Quai. Beide haben die Form des Dreiflügelbaus, wobei jeder Flügel seine Funktion besitzt und in einer Eingangshalle mit einer repräsentativen Treppe mündet, die Halle ist mit einer zwölf Meter hohen Kuppel überdacht.
Der mächtigste Teil des viergeschossigen Gebäudes entlang der Straße Úvoz ist für den Unterricht bestimmt. Die Fassade zeigt dichte Reihen amerikanischer Schiebefenster, die entlang des ganzen Gebäudes durch farbig unterschiedliche schmale Lisenen getrennt sind. Die Mehrheit der Klassenräume ist zur Straße hin orientiert, die Lehrer- und Direktorräume sowie hygienische Einrichtungen wiederum zur Hofseite hin. Der kleine Flügel schräg zur Straße hin, wird von Säulen gestützt, die eine Durchgang-Arkade bilden und bietet Räume für außerschulische Aktivitäten – Klubräume, Kinderhort und Zahnarztpraxis. Die Turnhalle und Speiseraum, situiert im rechten Winkel zu dem Unterrichtsflügel, liegen in Richtung Kindergarten. Den Eingang zur Schule bilden Kaskaden von leicht abgestuften Terrassen mit Treppen. Hier befindet sich auch der Marmorsockel für die realistische Bronzeskulptur von Konrad Babraj „ Die Spartakiade“ (1962), die an das kürzlich stattgefundene Sportereignis erinnert und drei mit Röcken bekleidete Frauen zeigt, die über ihren Köpfen Zweige und Gymnastikringe halten. Den zweigeschossigen Flügel für außerschulische Aktivitäten schmückte an der Fassade ein großformatiges Gemälde in geometrischen Formen „Der Hahn“ von Miloš Slezák und Milan Zezula.
Die ursprüngliche Schuldisposition ist bis heute gut ablesbar, gleichwohl sie in den nachfolgenden Jahren durch nachträgliche Anbauten ergänzt wurde, Die originale Farbigkeit der Fassaden, die Fenster und das Wandgemälde gingen leider bei der Wärmedämmung verloren.
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