Die Anfänge des Alt-Brünner Gymnasiums reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein, ein erstes eigenständiges Gebäude, das an der Poříčí-/Flussbett-Straße stand, errichtete man 1929, der Architekt war Jaroslav Syřiště. Die Nachkriegszeit brachte eine neue Schulreform, die formell auch die Gymnasiumstätigkeit betraf; das Gymnasium wurde in eine sog. elfjährige Mittelschule transformiert, für die 1956-1957 ein neues Gebäude in der Vídeňská-/Wiener-Straße Nr. 47 nach Entwurf vom Architekten Jaroslav Ledvina entstand. In den damaligen Periodika wurde das Gebäude zum Symbol der neuen politischen Gesellschaftsordnung stilisiert, die zur Demokratisierung der Bildung für alle sozialen Klassen beigetragen hatte. Diese Idee wurde darüber hinaus durch die Lage des Gebäudes akzentuiert – im ehemaligen Arbeiterviertel in Alt-Brünn.
Das dreigeschossige Schulgebäude mit dem anschließenden parkähnlichen Platz schloss sich an die ältere Blockwohnbebauung der Wiener Straße an. Gegenüber dem ursprünglichen Plan wurde jedoch nur der Unterrichtstrakt mit Kapazität von 27 Klassen, Administrationsräume, großzügiges Lehrerzimmer und die Turnhalle realisiert. Die zweite Phase des Ausbaus, bei dem der Speiseraum- und Küchentrakt entstehen sollten, wurde nie verwirklicht. In seiner Zeit bot das Gymnasium einen über die Norm gehenden Unterricht in Rechentechnik, den Lehrern und Schülern standen spezialisierte Lehrräume mit Rechnern und Schulrundfunk zur Verfügung.
Die Fassade des Gebäudes mit ihren charakteristischen Elementen des sozialistischen Realismus ist durch ein Raster von zweiteiligen Fenstern mit profilierter Rahmung gegliedert. Die Eingangspartie ist durch einen Risalit mit Portikus und Balkon im Erdgeschoss betont, den Risalit schließt ein Kranzgesims ab, darüber ein Relief mit Bildnis von Jan Amos Komenský des Brünner Bildhauers Jiří Marek. Mit dem glatten Putz der Fassade steht angenehm im Kontrast die Rustika des Erdgeschosses entlang des gesamten Baus. Im Interieur der Eingangshalle befindet sich ein Sgraffito von Jan Rajlich.
Das Schulobjekt ist bis heute – abgesehen von einigen Erneuerungen im Inneren - in seiner originalen Gestalt erhalten. Hoffentlich wird nicht die geplante Wärmedämmung des Außenmauerwerks die authentische Gestalt des Baus mindern, denn er ist ein Zeuge der bedeutenden Etappe der Brünner Nachkriegsarchitektur.
LH