Hotel International

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Im Zusammenhang mit dem Aufschwung, den das Brünner Messeleben im internationalen Umfang erlebte, entstand in Brünn das bereits erwähnte Problem fehlender Kapazitäten für die Unterbringung von Besuchern, dessen Lösung Ende der fünfziger Jahre nicht mehr aufgeschoben werden konnte. Die erste und zugleich auch ausdrucksvollste Tat in dieser Hinsicht war die Realisierung des Hotels International im Jahr 1962, das sich durch ähnliche Ausdrucksmittel wie das Verwaltungsgebäude des Brünner Messegeländes auszeichnete. Der Bau wurde an einer exponierten Stelle an der Grenze des historischen Stadtkerns errichtet. Sein Konzept basierte auf der Absicht, eine neue Dominante zu schaffen, die jedoch gleichzeitig mit der gewachsenen Bebauung in der Nachbarschaft korrespondierte. Für den Bau des neuen Hotels wählte man eine annähernd zwei Hektar große Parzelle zwischen den Straßen Husova und Veselá, die von zwei Seiten her durch bedeutende Neorenaissancedenkmäler umgrenzt wird – dem Palais Pražák und dem Kunstgewerbemuseum. 
Ursprünglich befanden sich am betreffenden Standort das Objekt einer Kaserne und Stadtmauern, die in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts entfernt wurden. Nach der vernichtenden Bombardierung von 1944 entstand die größte Baulücke des Krieges, an deren Stelle anschließend eine Vergrößerung des Neuen Rathauses oder ggf. ein neues Gebäude der städtischen Selbstverwaltung geplant war. Das Objekt des Hotels nimmt einen ausgedehnten Raum im Stadtzentrum ein: außer den Hotelzimmern umfasst es noch mehrere Restaurants und Bars, einen Außenparkplatz und ein unterirdisches Parkhaus, Erholungsterrassen, ein System von Außentreppen, das die Straßen Husova und Veselá sowie einen kleinen Park miteinander verbinden. Der ursprüngliche Entwurf von Arnošt Krejza und Miloslav Kramoliš enthielt auch das nicht realisierte Gebäude eines internationalen Studenteninternats in dem Bereich, der sich unterhalb des Palais Pražák vor dem hinteren Trakt des Hotels Slavia erstreckte, das mit dem Hotel International durch einen die Straße Skrytá überbrückenden Steg verbunden werden sollte. Die attraktive Lage des großzügig dimensionierten Hotelobjektes unterhalb des Spielbergs und in dichter Anbindung an das Stadtzentrum rief Fragen hervor, die den Bezug zur benachbarten historischen Bebauung betrafen: um den ursprünglichen Dominanten beider Neorenaissancepalais Raum zu lassen, wurde die horizontal konzipierte Hauptbaumasse des Hotels vom Gelände abgesetzt, wodurch eine als Parkplatz dienende Freifläche entstand.
Der elfstöckige Teil des Hauptgebäudes wurde auf eine massive Stahlbetonplatte gegründet, über der ein Skelett aus demselben Material aufgerichtet wurde. Der Haupteingang von der Husova-Straße aus wird akzentuiert durch eine markante Markise, die auf zu jener Zeit beliebten V-förmigen Pfeilern ruht. Sie überdacht den deutlich vorgezogenen Hoteleingang und mündet im dritten Geschoss, in dem sich die Empfangshalle, eine Bar, ein Gesellschaftssaal, Salons und einige VIP-Zimmer einschließlich eines Regierungsappartements befindet, die von außen als Loggienband mit sich verjüngenden Pfeilern erkennbar sind. Nicht nur dieses organisch geformte Element, sondern auch die Behandlung der Fassaden wurden von der zeitgenössischen Kritik (im Unterschied zur heutigen Beurteilung) jedoch mit einem gewissen Unbehagen reflektiert, wie der Text in der Zeitschrift Architektura ČSSR (Die Architektur der Tschechoslowakei) belegt: „Beim Anblick der Fassade kann man das Gefühl nicht loswerden, als sei sie Ergebnis einer Arbeit von mehreren Architekten gewesen, nicht im Sinne einer Kollektivarbeit mit geschlossener Meinung, sondern als ob einige Abschnitte eigenständig mit individueller Meinung bearbeitet worden wären, die dann zu einem Ganzen gruppiert wurden. [...] Das Loggienband mit überflüssigen Reminiszenzen an den Präsidentenpalast in Brasilien ist bestimmt anders geartet als das Fassadenraster, das wiederum anderer Herkunft ist als seine benachbarten verputzten Balkonbänder oder die Südfassade mit dem ornamental-dekorativen Wechsel zwischen Geländern und Stützpfeilern. All diese Tatsachen nehmen dem Gebäude die Monumentalität und vor allem die Reinheit des architektonischen Ausdrucks. Dazu verhilft auch die große Anzahl und Kombination der verwendeten Materialien.
Im Fassadenraster kommt die innere Anordnungen der Zellen mit den in den sieben oberirdischen Etagen untergebrachten Gästezimmern durch. Die einzelnen, durch das Netz vertikaler und horizontaler Linien der Konstruktion mit Stahlfensterrahmen und Aluminiumleisten der Fensterverglasung definierten Fassadenfelder sind mit Platten aus gefärbtem Glas und einem Aluminiumskelett gefüllt und erwecken dadurch den Eindruck, dass die Wände nur aus leichten Glasplatten bestünden. Hinter ihnen verbirgt sich jedoch noch ein Mauerwerk aus Formsteinen. Die Empfangshalle ist durch einen Gang und eine Treppe in die unteren Stockwerke mit dem zweiten, der Straße Veselá zugewandten Eingang des Objektes verbunden, an dessen Seiten eine Nachtbar und ein Restaurant mit Sommerterrasse untergebracht sind, deren Ausmaße – ebenso wie die Gesellschaftsräume über ihnen – aus der Hauptbaumasse des Gebäudes ausscheren und einen selbständigen flacheren Flügel bilden. In den unteren Etagen befinden sich die Betriebsräume, auf dem Niveau der Straßen Skrytá und Besední dann die Einfahrt für Lieferanten und zur Tiefgarage.
Parallel zum Bau des Hotels wurden auch die von bedeutenden Künstlern geschaffenen Kunstwerke realisiert, die anhand eines im Jahr 1960 ausgeschriebenen Wettbewerbs ausgewählt wurden. Viele von ihnen, wie beispielsweise Stanislav Libenský, Jaroslava Brychtová oder Miloslav Klinger, waren direkt an den Vorbereitungen zur Weltausstellung EXPO 58beteiligt. Die künstlerische Gestaltung der Innenräume betraf insbesondere die Schmückung und Ausstattung der Gesellschaftsräume – angefangen mit dem Bemalen und Dekorieren der Wände und Decken über die Materiallösungen der Fußböden bis hin zur Installation der Beleuchtung. Bei der Realisierung kamen seinerzeit charakteristische Medien und Techniken zur Anwendung wie Keramikverkleidungen, Mosaike, Sgraffiti, Glas, verschiedene Steinsorten, Metalle oder Kunststoffe. Die Innenräume des Hotels stellen so eines der wenigen beinahe intakt erhaltenen Beispiele für ein Gesamtkunstwerk des Brüsseler Stils dar. Zu den ausdrucksvollsten Objekten gehört das dekorative Gitter von Stanislav Libenský und Jaroslava Brychtová in der Eingangshalle, das die Treppe ins Souterrain abschirmt und fast zu einem ikonischen Motiv des Raumes wurde, in dem es installiert ist. In die Metallkonstruktion des monumentalen Gitters wurden massive Reliefblöcke aus Schmelzglas eingefügt, die von Jaroslava Brychtová nach Skizzen von Stanislav Libenský aus Tonmodellen geschaffen wurden. Die Kristallblöcke wurden mit einem Verfahren hergestellt, das von dem Künstlerpaar dank ihrer experimentellen Herangehensweise an Arbeiten mit Glas entwickelt haben. Thematisch basiert das Objekt auf der Sage vom Brünner Drachen und Wagenrad. Ein weiteres bedeutendes Werk der Glaskunst ist die dekorative, zu einem Ried stilisierte Wand von Miloslav Klinger mit den typischen Brüsseler Figuren von Wasservögeln, die im Restaurant im Erdgeschoss installiert wurde. An der Wand gegenüber dem Gesellschaftssaal befindet sich das ausladende Relief Hahnenschrei von Bohdan Lacina und Miloš Axman aus getriebenem bronzepatiniertem Blech. 
Integraler Bestandteil der künstlerischen Konzeption des Hotels sind auch die im Außenbereich aufgestellten Werke. Dominante des unteren Teils der die Hotelterrasse mit der Straße Veselá verbindenden Treppe ist die monumentale figurale Komposition Gastfreundschaft von Sylva Lacinová. An der Nordfassade wurde das großformatige, in mit Flusskieseln ausgelegtem Gussbeton ausgeführte Relief Sonne (Leben und Frieden) von Sylva Lacinová und Jan Rajlich sen. angebracht. Die bandartige Komposition trägt die typischen Merkmale des Brüsseler Stils – sowohl was das Material betrifft, als auch auf formaler Ebene. Das Motiv der Sonnenstrahlen und Vögel, die zu ihnen hinfliegen, wurde zu einer dramatischen Zusammenstellung von Dreiecken stilisiert.

Hinsichtlich dessen, dass das Hotel International im Rahmen der ganzen Republik seinerzeit eine der größten Realisierungen darstellte, wurde es in der Fachpresse und auch in den Gesellschaftsmagazinen viel diskutiert. Gegenstand der Kritik war vor allem die Ungleichartigkeit der in den Innen- und Außenräumen verwendeten Ausdrucksmittel, mit denen man Überdimensionierung der Verzierung, eine zu große Reichhaltigkeit und überzogene Kombination von Materialien vorwarf. Josef Hrubý und Zdeněk Pokorný beanstandeten eine Konzeptlosigkeit der künstlerischen Gestaltung. Die Autoren gingen bei ihren Vorhaltungen von dem Prinzip der Komplexität aus, auf dem ihre Arbeiten an den Vorbereitungen des tschechoslowakischen Pavillons für Brüssel basierten.