Eigene Villa von Alois Kuba

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Die Bautätigkeit der Brüder Kuba trug in hohem Maße zur Entwicklung Brünns in der Zwischenkriegszeit bei. Dank der unternehmerischen Aktivitäten von Alois und der planerischen Tätigkeiten Viléms wurden mehrere hundert Einfamilien- und Mietshäuser gebaut, die sich durch ein ausgearbeitetes architektonisches und wirtschaftliches Konzept auszeichneten. Die eigene Villa von Alois Kuba stellt im Kontext des Schaffens von Vilém etwas völlig Außergewöhnliches dar. Nicht nur aufgrund der großzügigen Konzeption und des Umfangs der aufgewandten Mittel, sondern auch hinsichtlich der architektonischen Qualität vor allem in Bezug auf die Einfügung des Gebäudes in das Terrain des Gartens und eine Reihe origineller Details.
Die zweistöckige Villa steht auf einem abschüssigen Grundstück, das ursprünglich einen weitläufigen Garten bildete. Der Haupteingang, zu dem eine breite Treppe führt, liegt unter dem Geländeniveau. Die markante Kurve einer weiteren Treppe wölbt sich über diesem Eingangshof und verbindet das Haus mit einer Terrasse auf dem Garagendach. Im Erdgeschoss befanden sich die Wohnung des Hausmeisters und Zimmer für die Hausangestellten. Die Treppe in der Eingangshalle führt in eine weitere Halle im ersten Stock, die von der abgerundeten Glaswand eines Wintergartens beleuchtet wird. Hier befinden sich das Wohnzimmer und die Küche. Das Schlafzimmer, die Garderobe und das Bad sind im obersten Geschoss mit einer weiteren überdachten Terrasse untergebracht. Das großflächige Souterrain enthielt die Haustechnik und Nebenräume einschließlich einer Zentralheizung mit Verteilungssystem und einem Luftschutzbunker. Neben der technischen Ausstattung des Hauses überraschen auch einige dynamische architektonische Elemente wie der Einschnitt in der Decke des Treppenportals im Erdgeschoss oder das markant ausladende Kranzgesims. Die Einrichtung des Innenraums bestand aus Möbeln, die nach Entwürfen der Brüder Kuba vom Brünner Betrieb „UP závody“ gefertigt worden waren.
Der Baumeister Alois Kuba wurde nach seiner Verhaftung und baldigen Wiederfreilassung durch die Gestapo im Jahre 1943 gezwungen die Villa an die Brünner Deutsche Edith Piesch zu verkaufen und innerhalb eines Monats in seine Wohnung in der Kotlářská-Straße umzuziehen. (Kurz darauf erwarb er ein anderes Haus des Architekten Mojmir Kyselka in der Barvičova-Straße). Nach dem Krieg wurde die Villa konfisziert und diente medizinischen Zwecken. Ab 1957 war hier eine Kinderkrippe untergebracht, die zwanzig Jahre später vom Sitz der Staatssicherheit abgelöst wurde. Nach der Wende fiel das Haus unter die Verwaltung der Stadt Brünn, und zur Zeit wird über ihre weitere Nutzung verhandelt. Die stark zerfallene Villa wurde zudem vor nicht allzu langer Zeit durch den Bau einer Schnellstraße in ihrer unmittelbaren Nähe völlig abgewertet. Erst im Jahre 2009 wurde sie auf Drängen einer aus Fachleuten bestehenden Öffentlichkeit zum Kulturdenkmal erklärt.

PH