Bauherr und Baumeister des vierstöckigen Eckhauses aus den Jahren 1910-1911 war Friedrich Wilhelm (d. h. Fritz) Schmeer, Planungsarchitekt war Vladimír Fischer und der Autor des namensgebenden Sgraffito war der Maler Jano Koehler. In Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Baumeister Schmeer und dem tschechischen Architekten Fischer entstand damals der gesamte Häuserblock, bestehend aus fünf Häusern auf der ungeraden Seite des im zwischen den Straßen Botanická 4 und Cihlářská 11 liegenden Abschnittes der Smetana-Straße Nr. 41-49 und aus dem Haus Cihlářská-Straße 13. Schmeer wählte das den gesamten Block auf der Südwestseite dominierende Haus zu seinem Wohnsitz und lebte dort bis zu seinem Tode im Jahr 1941. Er bewohnte mit seiner Familie eine Vierzehn-Zimmer-Wohnung im Hochparterre; von ihrem holzgetäfelten, mit Buntglasfenstern versehenen Salon ist die Deckenvertäfelung erhalten geblieben. Im Haus war auch seine Baufirma untergebracht, und seinen beiden Töchtern schenkte er die Wohnungen in den Obergeschossen als Mitgift. Das Haus war mit allem Komfort ausgestattet, darunter auch mit einem der ersten Aufzüge in Brünn.
Das Schwedenhaus ist im Vergleich zu den zur gleichen Zeit errichteten Häusern in der Smetana-Straße 43-49 kompakter, da es eine Ecke abgrenzt, obgleich es sowohl einen Erker als auch in Richtung der Botanická-Straße – zum Tyrsch-Park (Tyršův Sad) hin - sogar eine vierstöckige vieraxiale Arkadenloggia mit Sparrendecken (und einer verglasten oberen) aufweist, die an die Innenhöfe von Renaissanceschlössern oder an die Architektur großer Kurstädte erinnert. In einer Ecke ist eine beachtliche, über zwei Stockwerke gehende Fläche für Koehlers Sgraffito vorbehalten, das im Stil von Grafikblättern des Dreißigjährigen Krieges den letzten schwedischen Angriff auf Brünn am 15. August 1645 darstellt, dessen Abwehr als Wunder und wichtigstes Ereignis in der Geschichte der Stadt angesehen wurde. Der dekorative Rahmen dieser in der Technik eines Farb-Sgraffito gestalteten Szene umfasst Porträtmedaillons der sHauptfeldherren beider Seiten und das Brünner Palladium – ein Bild der Jungfrau Maria von St. Thomas. Kleinere ornamentale Sgraffiti desselben Malers schmücken einige weitere Fassadenteile und mildern dadurch die Monumentalität dieser Architektur, die durch das an der Ecke und um das Eingangsportal herum angebrachte massive Bossenwerk noch gesteigert wird. Der Wechsel der Putzstrukturen, die malerischen Konturen der Schornsteine und verschiedene verspielte Details sowie die moderne Gestaltung des 4. Obergeschosses mit dem schwarz-weißen Schachbrettmuster zwischen zwei toskanischen Gesimsen, die an den Wiener Jugendstil von Josef Hoffmann erinnert, sind für den losgelösten, sachlichen Charakter des Gebäudes wichtig, der dem späten geometrischen Jugendstil des so genannten 1910er Stils entspricht.
An der Stelle des aus dem Jahr 1935 stammenden Nachbarhauses (Botanická-Straße 6, Architekt Otto Eisler) hatte das Schwedenhaus ursprünglich einen Garten mit zwei Steinskulpturen von Ferdinand Winkler aus Wien (von ihm stammt auch die Bronzestatue der Fortuna im Salon). Der pompöse Charakter des Hauses ist in den Gemeinschaftsräumen immer noch spürbar: Der Eingangsflur ist mit einer Steinvertäfelungen und mit Stuckdekorationen versehen, das Treppenhaus hat ein Jugendstilgeländer, und die Innenfenster an den Treppenabsätzen zieren Buntglasscheiben. In den Jahren 2016–2018 wurde die Außenhülle des Gebäudes sensibel renoviert, wobei auch Koehlers Sgraffito restauriert wurde.
Über die Straße direkt gegenüber steht ein Schulgebäude (Botanická 2/Antonínská), das in den Jahren 1902–1903 als Tschechische staatliche Realschule ebenfalls nach den Plänen von Fischer erbaut wurde und ebenso von zwei Farb-Sgraffiti Koehlers verziert werden.
Aleš Filip