Der Architekt Jindřich Kumpošt begann sich in der Zeit der Wohnungsnot und der Weltwirtschaftskrise in den 20er und 30er Jahren als einer der Ersten aktiv mit der Frage minimalen Wohnraums für sozial schwache Familien auseinanderzusetzen. Seinen zahlreichen Realisierungen von Mietshäusern auf dem Gebiet der Stadt Brünn lag das Studium soziologischer, technischer und wirtschaftlicher Fragen des Wohnens zugrunde; außerdem machte er auf seinen häufigen Reisen in die wichtigsten Weltmetropolen Bekanntschaft mit der städtischen Organisation der Erbauung solcher Wohnhäuser.
Das Haus Nr. 5 in der Celní-Straße aus dem Jahre 1923 stellt eine frühe Form dieses Typs eines Minimal-Mietshauses dar. Die Fassade des Hauses mit einfachem länglichem Grundriss und Satteldach besteht aus wirtschaftlichen Gründen nur aus rohem Mauerwerk. In drei Geschossen, die jeweils aus zwei Wohnbereichen und einem Mittelgang bestanden, lagen insgesamt etwa fünfzig Wohneinheiten. Der Flur war als gemeinsamer Vorraum konzipiert; jede Wohnung bestand aus einem Wohnraum mit Küchenecke, die durch eine gläserne Trennwand abgetrennt war, und einer Vorkammer mit Toilette. Das gemeinsame Bad lag in der Mitte des Grundrisses gegenüber dem Treppenhaus und stand ebenso wie die Balkone an beiden Enden des Flures allen Bewohnern eines Geschosses zur Verfügung.
Heute ist das Haus in Besitz einer Wohngenossenschaft, die den Dachboden zu größeren Wohnungen mit Terrassen an der Hofseite ausbauen ließ. Die anderen Wohnungen haben weiterhin den Charakter von minimalem Wohnraum; lediglich bei einzelnen Einheiten kam es zum Einbau von Badezimmern.
PH