Viktor Rudiš

Architekt/in

Der Brünner Gebürtige Viktor Rudiš studierte nach dem Zweiten Weltkrieg an der Fakultät für Architektur bei Bedřich Rozehnal. In den Jahren 1953-1957 war er im Forschungsinstitut für Aufbau und Architektur  tätig, aus politischen Gründen musste er aber diesen Posten verlassen. Ab 1958 war er in der Firma Stavoprojekt angestellt, und zwar zunächst ein Jahr im Atelier von Otakar Oplatek, wo er sich an der Bearbeitung des Entwurfs des Janáček-Theaters von Jan Víšek beteiligte.  Anschließend wurde er in das Atelier von František Zounek berufen, wo er bis 1969 tätig war, wenn er selbst zum Leiter dieses Ateliers wurde. Unter Zouneks Leitung beteiligte er sich an der Konzeption der bürgerlichen Infrastruktur der Siedlung Lesná, die vor allem durch viele Grünflächen und Kunstwerke  charakteristisch ist, die ihr Erscheinungsbild abrunden. Der Architekt bot viel Raum  damaligen Bildnern (Bohumír Matal, Čestmír Kafka, Januš Kubíček, Zdeněk Palcr), die die Wände künstlerisch gestalteten. Mit einigen Bildnern war er jahrelang befreundet, wovon auch zahlreiche spätere künstlerische Installationen zeugen.

Im Jahre 1968 gewann Rudiš zusammen mit Vladimír Palla und Aleš Janček den Wettbewerb für den tschechoslowakischen Pavillon Expo 1970 in Ósaka. Die bildhauerisch konzipierte Architektur  in der Form der Buchstaben H und U, die durch eine Holzkonstruktion mit Glasmantel gebildet war und auf die Tradition japanischer Formen anknüpfte, gewann den Preis des Instituts japanischer Architekten. Der Pavillon wurde nach dem Libretto von Jan Skácel und Adolf Kroupa in der gelockerten Atmosphäre der 60er Jahre vorbereitet. Die ausgestellten Werke stammten von Jaroslava Brychtová, Stanislav Libenský, René Roubíček, Vladimír Janoušek und Čestmír Kafka. Die Normalisierungsveränderungen kamen durch eine schnelle Zufügung  einiger der Zeit entsprechender Statuen zum Ausdruck, außerdem durfte sich der Architekt selbst an der Ausstellung nicht beteiligen und über den Pavillon wurde, bis auf eine kritische Rezension, in zeitgenössischer Presse fast nicht berichtet.  

In den 80er Jahren beteiligte sich Viktor Rudiš an mehreren Projekten für die Brünner Messen und Ausstellungen, einige davon wurden realisiert (das Gebäude des Produktionsmontagezentrums aus dem Jahre 1986), andere blieben in der Phase des Projekts (Handelsbetriebszentrum aus dem Jahre 1986). Zu wichtigen Realisationen auf dem Messegelände gehört das Hotel  Holiday Inn, das auf dem Grundriss eines regelmäßigen gleicharmigen Dreiecks  im Jahre 1992 erbaut wurde, und der Umbau und die Rekonstruktion des Pavillons G im Jahre 1996, an welchen sich auch der Sohn des Architekten Martin Rudiš und Zdeňka Vydrová beteiligten. Das Architekturbüro Rudiš+Rudiš, das der Vater und Sohn nach der Samtrevolution gründeten, erhielt für den Umbau des Pavillons G den Grand Prix der Architektengemeinde. Zu weiteren wichtigen Realisationen gehört der Wohnkomplex in Litomyšl und die Rekonstruktion des Kunstgewerbemuseums in Brünn, beides aus dem Jahre 2001. Im Jahre 2003 beendete Viktor Rudiš seine aktive Tätigkeit und sein Atelier wird weiterhin von seinem Sohn geleitet.

 
VK 

Architekt/in
Viktor Rudiš

Geburtsdatum
9.6.1927 Brno