Nach der Entstehung der Tschechoslowakei im Jahre 1918 änderten sich Struktur und Größe der Stadt Brünn. Bestandteil der Stadt wurden nun auch dreiundzwanzig Gemeinden der Umgebung, die bis zu dieser Zeit zwar in unmittelbarer Nachbarschaft existiert hatten, jedoch abgetrennte selbstverwaltete Einheiten bildeten. Der Grund dafür war die Überzahl der tschechischen Bewohner in diesen Orten, was in der Zeit der Österreichisch-ungarischen Monarchie von den deutschsprachigen Vertretern der Stadt nicht erwünscht war. Das neue sogenannte Großbrünn war nun allerdings mit einer Reihe urbanistischer Aufgaben konfrontiert, die die Verbindung der einzelnen neu entstandenen Viertel betrafen. Die freien Bauparzellen wurden oft für den Bau von Mietshäusern genutzt, so wie es die unerbittliche Wohnungskrise erforderte.
Nördlich von der Brünner Ringstraße, einem Gebiet, das vom Moravské náměstí (Mährischen Platz) und der früher selbständigen Gemeinde Královo Pole (Königsfeld) begrenzt wurde, entstanden in den 20er und 30er Jahren großzügige Wohnkomplexe, die von bedeutenden Brünner Architekten und Baumeistern entworfen wurden. Einer von ihnen war Jindřich Kumpošt, der für die Baugenossenschaft Úspora (Einsparung) außer einem Wohnblock in den Straßen Tučkova und Zahradníkova auch zwei Mietshäuser in der Kotlářská-Straße mit den Hausnummern 23 und 25 entwarf. Ihre Fassaden sind durch ein Raster quadratischer Fenster und jeweils zwei Achsen von Erkern mit Balkonen gegliedert. Die puristische Konzeption der Bauten wird von den Details der halbkreisförmigen Vordächer über den Eingängen, der runden Dachbodenfenster oder des vorstehenden Kranzgesims, das ein gestütztes Vordach bildet, ergänzt. Von großen runden Fenstern werden auch die Hausflure beleuchtet.
Die Häuser enthalten vor allem Zwei- und Dreizimmerwohnungen; oft ersetzt ein Wohnzimmer mit Küchenecke eine eigene Küche.
PH