Das Replantationszentrum der Klinik für Plastische Chirurgie stellt ein deutlich kontrastives Element im traditionellen Wohnungsbau des Villenviertels in der Nähe des Slawischen Platzes (Slovanské náměstí) im Brünner Stadtbezirk Královo Pole (Königsfeld) dar. Der expressiv geformte Pavillon mit der massiven Kuppel schloss nämlich in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre an das Gebäude der auf plastische Chirurgie ausgerichteten Klinik an, die in den Räumen des ehemaligen Sanatoriums Navrátil ihren Sitz hatte. Das klinische und heilmedizinische Areal des Arztes Jan Navrátil wurde in der Zwischenkriegszeit privat in zwei Wohnhäusern betrieben, die im Jahr 1926 zu einem einzigen Objekt mit plastisch abgehandelter kubisierender Fassadenmasse und unter Verwendung von vom Nationalstil inspirierten Details miteinander verbunden wurden. Nach der Verstaatlichung des Sanatoriums nach dem Februarumsturz im Jahr 1948 begann man den Bau als Abteilung für plastische Chirurgie zu nutzen, ab den fünfziger Jahren diente es als Dependance des Fakultätskrankenhauses und später dann auch als mit der Brünner medizinischen Fakultät verbundenes Forschungszentrum.
Zdeněk Müller, ein Absolvent der Brünner Fakultät für Architektur und Schüler von Bedřich Rozehnal, Antonín Kurial und Bohuslav Fuchs, hat nach zehnjähriger beruflicher Verbundenheit mit dem Brünner Messegelände (ab 1974 war er Hauptarchitekt des Messegeländes) im Jahr 1984 den Entwurf des neuen, in den ausgedehnten Park und Obstgarten des früheren Sanatoriums gesetzten Replantationszentrums ausgeführt. Die moderne medizinische Wirkungsstätte, die sich auf mikrochirurgische Eingriffe spezialisieren sollte (operative Behandlung von Lymphödemen, Hasenscharten, Amputationen), entwarf er auf einem runden Grundriss und wird von einer charakteristischen Kuppel abgeschlossen. Die Kuppel war inspiriert vom Werk des Architekten Buckminster Fuller, der mit geodätischen Kuppeln berühmt wurde, wie etwa der für die Weltausstellung EXPO 1967 in Montreal. Dominantes Ausdruckselement von Müllers ganzem Objekt ist der runde kugelförmige Teil des Pavillons mit blechverkleideter Stahlkonstruktion, der fast bis zur Hälfte seines Umfangs von einem Blechdach bedeckt wird. Es wird von einem zusammenhängenden Fensterband mit überstehendem Vordach und subtilem kontrastiven gelben Rahmen umschlossen, der auch in den Fensterpartien des Treppenaufgänge bzw. an der langen verglasten Verbindungsbrücke mit dem Hauptgebäude der Klinik auftaucht. Der restliche Teil der Halbkugel der Klinik wurde dann glatt belassen, hell verputzt und mit dem Treppenhaus durch einen traditionell gemauerten, mit kleinen Fenstern versehenen Flügel verbunden. Das Haupttreppenhaus in Form eines abgerundeten zylinderförmigen Tubus führte der Architekt aus den zentralen Räumen der Kuppel heraus, wo sich der medizinische Bereich mit einem großen Operationssaal, der Intensivabteilung und einem audiovisuellen Vortragszentrum befand.
Das Replantationszentrum in der Berkova-Straße wird immer noch zu den ursprünglichen Zwecken genutzt, ist darüberhinaus nicht beschädigt und wird von keinen nachträglichen Umgestaltungen der Außenbereiche verdeckt.
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