Für den bekannten Brünner Kaffeehausbetreiber Alois Strompf erstellte Ernst Wiesner den Entwurf eines der großzügigsten Brünner Cafés – das Café Esplanade. Der Treffpunkt der Brünner intellektuellen Elite befand sich an der Straßenecke Roosveltova und Jezuitská, in einem Häuserblock, der während der Bombardierung Brünns 1944 schwer beschädigt und am Ende beim Bau des großzügigen Gebäudes des Janáček-Theaters in den 60er Jahren ganz abgerissen wurde. Das Café Esplanade entstand als Umbau des älteren Cafés Habsburg und der Architekt Ernst Wiesner führte hier das Beste aus seiner räumlichen Innenraumgestaltung vor.
Das Café erstreckte sich über Souterrain, Erdgeschoss und erstes Obergeschoss des Eckhauses, dem Wiesner im Innenhof einen zweigeschossigen Saal mit Glasdach hinzufügte. Äußerlich irritierte der eckige Gebäudekörper des Saales durch den barocken Dynamismus eines elliptischen Innengrundrisses mit zylindrischen Nischen und Loggien. Der gesamte Raum, der von einer ovalen Galerie beherrscht wurde, welche die Ellipse des Saales schnitt, wurde durch eine Lichtkuppel belichtet. Die zwei oberirdischen Geschosse des Cafés wurden in der Straßenfassade darüber hinaus optisch durch die abgehängte Glaswand verbunden. Hier wurde das erste Mal in Brünn eine Stahlkonstruktion mit nach innen versetzten Pfeilern verwendet, mit der die Verglasung großer Flächen ohne sichtbare tragende Elemente an der Fassade möglich wurde. Interessant war die Lösung des Zugangs zu den in den höheren Etagen gelegenen Wohnungen, die offenbar der Familie Alois Strompf gehörten und zu denen man über das Café gelangte.
Zu den Wirtschaftsräumen des Cafés gehörte eine moderne Küche, die zum Caféraum hin offen war und über Versorgungsaufzügen mit Desserts aus der Herstellung im Souterrain versorgt wurde. Zu den ständigen Gästen des Lokals gehörte zusammen mit weiteren Brünner jüdischen Architekten auch Ernst Wiesner.