Der Bau des Mietshauses für den Industriellen Wilhelm Gutmann war der erste größere eigene Auftrag Wiesners, nachdem er aus den Wiener Studios nach Brünn zurückgekehrt war. Auf der Eckparzelle zwischen den Straßen Údolní und Bratří Čapků entstand der erste puristisch konzipierte Bau in Brünn. Die glatte Fassade stellte in einer Stadt, die sich in Jugendstil- und historisierendem Dekor erging und wo geometrische Formen der Wiener Moderne nicht allzu oft zu finden waren, eine völlige Neuheit dar. Ernst Wiesner definiert schon von Beginn seines Schaffens an klare und rationale Regeln, die das architektonische Denken von der bloßen Faszination durch die Fassade eher zu einem Nachdenken über die räumliche und funktionelle Anordnung der Innenräume verschob. Mehr noch als die historisierenden Tendenzen, die im Atelier seines Lehrers an der Wiener Akademie Friedrich Ohmann gepflogen wurden, wurde Wiesner von den Bauten von Adolf Loos beeinflusst, der mit seinem „Haus ohne Augenbrauen“ am Michaelerplatz im konservativen Wien öffentliche Entrüstung hervorrief.
Die glatten Fassaden des Mietshauses von Gutmann sind nur durch die keramischen Chambranen der Fenster und des Eingangs gegliedert. Die Drehung der symmetrischen Eingangsfassade in das Eck bildet urbanistisch eine Verbindung der zwei Straßen und ermöglicht zugleich die Versorgung der wichtigsten Wohnräume mit Licht aus dem Süden. Das Haus bildet außerdem einen fließenden Übergang zwischen der städtischen Verbauung und den Villen am Fuße des Hügels Kraví hora (Kuhberg), was auch durch die Funktion gegeben ist. Es handelt sich zwar um ein Wohnhaus, aber die Mieter waren ursprünglich nur Mitglieder der Gutmann-Familie. Ihre Wohnungen, die ein ganzes Stockwerk einnahmen, wurden durch einen Mittelgang in drei Trakte eingeteilt. Nach Norden gingen die Bedienstetenräume und das Stiegenhaus, das von einem der ersten durchgehenden Stiegenhausfenster in Brünn beleuchtet wurde. Im Inneren sind bis heute die Eichentreppe im Gang, die Balkendecke und der offene Kamin in einer der Wohnungen sowie die Holzjalousien und die Fenstergriffe aus Messing erhalten geblieben. Bemerkenswert ist, dass diese oft das einzige sind, was von der ursprünglichen Ausstattung vieler Bauten von Wiesner erhalten geblieben ist.
Wilhelm Gutmann verkaufte das Haus an Dr. jur. Felix Redlich, der 1929 im Garten außerdem eine Garage mit Lagerraum errichten ließ. Während der Besetzung des Landes (1939–1945) wurde die Villa des Eigentümers wegen dessen jüdischer Herkunft beschlagnahmt und im Jahre 1946 aufgrund der Beneš-Dekrete verstaatlicht. 1953 gelangte es in die Verwaltung des Unternehmens Bytový podnik města Brna (Wohnungsunternehmen der Stadt Brünn), heute sind die dortigen Wohnungen im Privatbesitz der Bewohner.