Das Haus in der Štefánikova-Straße ist eines der staatlich erbauten Zinshäuser, die nach dem ersten Weltkrieg helfen sollten, die Wohnungskrise zu lösen. Dank eines Gesetzes über Bautätigkeiten aus dem Jahre 1921, das hohe staatliche Förderungen beim Bau von Ein- bis Dreizimmerwohnungen ermöglichte, wurden in den Jahren 1922–25 in Brünn über hundertsechzig Wohneinheiten gebaut. Eine wirkliche Reform bezüglich des Wohnraums für Mittellose und auch progressiver Projekte von Mietshäusern mit Kleinwohnungen kam jedoch erst mit der späteren Abänderung des Gesetzes Ende der 20er Jahre.
Das fünfstöckige Gebäude der Architekten Jaroslav Grunt und Miloš Laml ist ein Beispiel für die Suche eines tschechischen Nationalstils nach dem ersten Weltkrieg. An der Fassade des Hauses – heute in farblicher und plastischer Hinsicht bereits stark reduziert – kommt der neue aus runden Formen bestehende Dekor zur Geltung, der von volkstümlichen Motiven inspiriert war und in den Nachkriegsjahren die historistischen Ornamente der konservativen Österreichisch-ungarischen Monarchie ersetzte. Der Grundriss des Objekts basiert auf einer rationalen Aufteilung in ein halbrundes Treppenhaus und jeweils zwei Zwei- bis Dreizimmerwohnungen in jedem Stock.
PH